Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 12-16, 1897

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126118 komme. Denn der Baum kann ohne Licht nicht leben. Ein
Baum muß atmen.
Er nimmt Kohlenſäure aus der Luft auf,
und haucht dafür Sauerſtoff aus.
Dies aber kann er nicht,
wenn er nicht in jedem Augenblick mit außerordentlich viel
Luft in Berührung ſteht, wenn er ſich nicht in eine ungeheure
Oberſläche teilt, und deshalb ſtirbt auch ein Baum ab, wenn
man ihn der Blätter in der Zeit des Sommers beraubt.
Was aber macht der Baum mit dem, was er einatmet?
Dieſe Luftart, die Kohlenſäure, geht in die Säfte über, welche
ſich in den Zellen des Baumes befinden;
dieſe Luftart iſt ein
Teil ſeiner Nahrung;
den Kohlenſtoff behält der Baum zurück
und bildet dadurch die kohlenreiche Holzzelle, die uns ſo treff-
liche Dienſte leiſtet, während er den Sauerſtoff zurückgiebt und
wieder aushaucht.
Der Bau und das Atmen eines Baumes hat alſo offen-
bar große Ähnlichkeit mit dem Bau und dem Atmen einer
Lunge.
Aber es iſt dies eine Ähnlichkeit zweier Dinge, die auf
ihr Gegenteil in Einrichtung und Ziel hinausläuft.
Ein Baum iſt eine ungeheuere Verteilung einer einſtäm-
migen Maſſe;
in der Lunge findet ſich die ungeheure Ver-
teilung und Verzweigung eines leeren Raumes.
Ein Baum
ſtreckt ſeine ſaftreichen, blutreichen Äſte in die Luft hinein,
die ihn umgiebt;
in der Lunge iſt das Gegenteil der Fall:
es erſtrecken ſich luftige Äſte hinein in eine blutreiche Umge-
bung.
Der Baum iſt ein Gebilde, wo die Luft von außen und
der Lebensſaft innen iſt;
in dem Luftbaum der Lunge iſt die
Luft innerhalb des Baumgezweiges, und der Lebensſaft, das
Blut, befindet ſich außerhalb in der Umgebung desſelben.
Und
wie ſich ſchon hierin bei aller Gleichheit des Baues ein Gegen-
teil der Einrichtung zeigt, ſo iſt dies auch in dem Stoff der
Fall, der in beiden Fällen ein- und ausgeatmet wird.
— Die
Lunge atmet Sauerſtoff ein;
der Baum atmet Sauerſtoff aus.
Die Lunge atmet Kohlenſäure aus;
der Baum atmet

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