Bernstein, Aaron
,
Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 12-16
,
1897
Text
Text Image
Image
XML
Thumbnail overview
Document information
None
Concordance
Notes
Handwritten
Figures
Content
Thumbnails
page
|<
<
(6)
of 896
>
>|
<
echo
version
="
1.0RC
">
<
text
xml:lang
="
de
"
type
="
free
">
<
div
xml:id
="
echoid-div7
"
type
="
section
"
level
="
1
"
n
="
7
">
<
p
>
<
s
xml:id
="
echoid-s72
"
xml:space
="
preserve
">
<
pb
o
="
6
"
file
="
0014
"
n
="
14
"/>
iſt dieſer Lebenstrieb der unbändigſte aller Triebe; </
s
>
<
s
xml:id
="
echoid-s73
"
xml:space
="
preserve
">aber er
<
lb
/>
regt ſich in ihm ſchon als Neigung, als Liebe. </
s
>
<
s
xml:id
="
echoid-s74
"
xml:space
="
preserve
">Der Menſch
<
lb
/>
hat Lebensluſt; </
s
>
<
s
xml:id
="
echoid-s75
"
xml:space
="
preserve
">er iſt ſich des Gefühls ſeines Lebens bewußt;
<
lb
/>
</
s
>
<
s
xml:id
="
echoid-s76
"
xml:space
="
preserve
">er liebt es, und wird von dieſer Liebe geleitet und zu Hand-
<
lb
/>
lungen getrieben, die zu den energiſchſten und kräftigſten des
<
lb
/>
Lebens gehören. </
s
>
<
s
xml:id
="
echoid-s77
"
xml:space
="
preserve
">— Und doch iſt dieſer höchſte aller Triebe
<
lb
/>
oder dieſe tiefſte aller Neigungen nicht das mächtigſte im
<
lb
/>
Menſchenleben. </
s
>
<
s
xml:id
="
echoid-s78
"
xml:space
="
preserve
">Sein Geiſt lehrt ihn, ja treibt ihn oft das
<
lb
/>
Leben zu opfern um eines geiſtigen Gutes willen!</
s
>
</
p
>
<
p
>
<
s
xml:id
="
echoid-s79
"
xml:space
="
preserve
">Man nennt diejenigen mit Recht die geiſtig freieſten
<
lb
/>
Menſchen, die imſtande ſind, um einer Idee, eines Gedankens
<
lb
/>
willen das Leben zu opfern, in den unvermeidlichen Tod zu
<
lb
/>
gehen, die Richtſtätte zu beſteigen. </
s
>
<
s
xml:id
="
echoid-s80
"
xml:space
="
preserve
">—</
s
>
</
p
>
<
p
>
<
s
xml:id
="
echoid-s81
"
xml:space
="
preserve
">Es thut dieſer That durchaus keinen Eintrag, wenn dieſe
<
lb
/>
Idee auch nicht richtig, dieſer Gedanke ſogar ein Irrtum iſt.
<
lb
/>
</
s
>
<
s
xml:id
="
echoid-s82
"
xml:space
="
preserve
">Der Märtyrer-Tod des Verſolgten, der für ſeine Überzeugung
<
lb
/>
ſtirbt, giebt durchaus keine Überzeugung, daß ſeine Gedanken
<
lb
/>
die richtigen geweſen. </
s
>
<
s
xml:id
="
echoid-s83
"
xml:space
="
preserve
">Der Märtyrer-Tod lehrt nur, daß der
<
lb
/>
Märtyrer ein Menſch war, bei dem der Trieb für geiſtige
<
lb
/>
Wahrheit höher ſtand als der Lebenstrieb, die Liebe zum
<
lb
/>
geiſtigen Leben größer war als die Liebe zum Leben ſelbſt.</
s
>
<
s
xml:id
="
echoid-s84
"
xml:space
="
preserve
"/>
</
p
>
<
p
>
<
s
xml:id
="
echoid-s85
"
xml:space
="
preserve
">Wir haben in ſolchen Fällen alſo Beiſpiele, wie die
<
lb
/>
mächtigſten Tricbe, Inſtinkte, oder richtiger Neigungen des
<
lb
/>
Menſchen überwunden werden können von der Neigung zu rein
<
lb
/>
geiſtigen Gedanken; </
s
>
<
s
xml:id
="
echoid-s86
"
xml:space
="
preserve
">wie das Leben einem Menſchen wertlos
<
lb
/>
werden kann um eines geiſtigen Gutes willen, wie alſo das, was
<
lb
/>
man Geiſt nennt, nicht nur der Neigung eine Richtung zu
<
lb
/>
geben vermag, ſondern ſie ganz und gar umzukehren imſtande
<
lb
/>
iſt und den Tod vorziehen lehrt dem Leben.</
s
>
<
s
xml:id
="
echoid-s87
"
xml:space
="
preserve
"/>
</
p
>
</
div
>
</
text
>
</
echo
>