Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 12-16, 1897

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20876 Eins zu wetten, daß wir in hundert Nächten es kaum einmal
wirklich in dieſem Moment ſchließen würden.
Aber auch in andern unendlich vielen Fällen iſt das un-
willkürliche Schließen des Auges ein für die Erhaltung dieſer
Kamera ſehr bedeutendes Ereignis.
Ein blendender Licht-
ſtrahl, ein Staubkörnchen, ein Schlag und all’ die über-
raſchenden, ſtörenden Eingriffe, die unſerm Auge drohen,
kommen uns viel zu ſpät zum Bewußtſein, als daß wir noch
Zeit gehabt hätten, unſern ſchützenden Deckel übers Auge zu
legen, wenn die Benutzung des Deckels uns allein überlaſſen
geblieben wäre.
Ja, wir würden nicht wenig bei den un-
zähligen Störungen, die das Auge treffen, in Anſpruch ge-
nommen ſein, wenn das Auge bloß der Vorſorge unſeres Be-
wußtſeins anheimgegeben wäre.
Jetzt, wo das Augenlid in
einer ganz eigentümlichen Weiſe unter dem direkten Gebot des
Auges ſelber, oder richtiger unter dem Befehl eines Reizes
durch die Augennerven auf das Gehirn und von dieſem auf
den Bewegungsnerv des Augenlides ſteht, ohne erſt unſer Be-
wußtſein und unſern Willen mit ins Spiel zu ziehen, iſt die
Sache weit einfacher und vorteilhafter eingerichtet.
Aber das Auge oder richtiger die Augenhöhle hat noch
ganz beſondere Vorrichtungen zu Gunſten der Kamera-Obſcura,
die wir mit zur Welt bringen, Vorrichtungen, bei denen das
Augenlid auch eine Hauptrolle ſpielt.
Dicht an der Schläfe nämlich, in einer Vertiefung der
knöchernen Decke, ſeitwärts über dem Auge, ungefähr in der
Gegend, wo die Augenbrauen aufhören, da liegt die Thränen-
drüſe, ein eigentümliches Gebilde, das fortwährend ein ſalziges
Waſſer abſendet, das ſich unter dem oberen Augenlid an-
ſammelf.
Merkwürdigerweiſe iſt dieſe ſalzige Feuchtigkeit dem
Auge durchaus nicht ſchädlich oder empfindlich, während reines
Waſſer einen gewiſſen, unangenehmen Reiz auf dasſelbe aus-
übt, ſo daß es nur ſelten Menſchen giebt, die beim

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