Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 12-16, 1897

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47111 höchſten Maße, und Frankreich hätte ſich dieſe ganz gewiß
nicht gefallen laſſen.
Dahingegen iſt heutigen Tages der ärmſte
Handwerksburſche im ſtande, ſich dieſen Genuß zu verſchaffen,
und es iſt keine Verſchwendung, im Gegenteil, es iſt Spar-
ſamkeit
, wenn er nicht zu Fuß durch Frankreich läuft und
Zeit und Kräfte vergeudet, die ihm teurer zu ſtehen kommen
als der Fahrpreis auf der Eiſenbahn.
Woher aber rührt dieſer merkwürdige Umſtand?
Einzig und allein daher, daß die Verallgemeinerung
des Genuſſes der Eiſenbahn den Auſwand von Kraft und
Arbeit, die ſie erfordert, wert iſt;
denn wenn Alle genießen,
wird die ſogenannte Verſchwendung zur Sparſamkeit!
IV. Die Verallgemeinerung der Bedürfuiſſe.
In wie hohem Grade das, was wir ſagen, wahr iſt, das
ergiebt ſich aus ganzen Reihen von Betrachtungen, gleichviel
ob man dieſe an die kleinlichſten Dinge des alltäglichen Haus-
bedarfs anknüpft oder ſie aus den größten Unternehmungen der
umfangreichſten Staats-Inſtitute herleitet.
Wenn Lucullus die Hände über dem Kopf zuſammenſchlüge,
daß unſere Fabrikarbeiter ſich ihren Morgentrank aus Braſilien
verſchaffen können, und Ludwig der Vierzehnte den Glauben
an all ſeine Macht verlieren würde in der Wahrnehmung, daß
unſere Handwerksburſchen ſich Genüſſe erlauben dürfen, die er
für ſich allein nie hätte haben können, ſo wiſſen wir, daß dies
nicht etwa daran liegt, weil zu Lucullus’ Zeiten der Kaffee un-
bekannt, Braſilien unentdeckt und zu Ludwig des Vierzehnten
Zeiten die Eiſenbahnen und die Dampſmaſchine noch nicht er-
funden waren, ſondern in dem Umſtand, daß ſie als Einzelne
nach bevorzugten Genüſſen ſtrebten und die jetzige Zeit ſie

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