Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 12-16, 1897

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            Erfahrungen berechtigen uns in keiner, aber auch in gar keiner
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            Weiſe dazu, die Lehren des Spiritismus für einigermaßen
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              <emph style="sp">wahrſcheinlich</emph>
            , für mehr als ganz willkürliche Phantaſie-
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            gebilde zu halten, die nur im Wunderbedürfnis und in der
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            Selbſtliebe der Menſchen ihre Nahrung finden und auch noch lange
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            finden werden, die aber mit ſtrenger Forſchung nichts zu thun
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            haben. </s>
            <s xml:id="echoid-s8482" xml:space="preserve">Das feſtgegründete, wunderherrliche Gebäude des Wiſſens,
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            das die neuere Naturwiſſenſchaft zu errichten begonnen hat, mag,
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            ſoweit es bisher vollendet iſt, noch an manchen Stellen ver-
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            beſſerungsbedürftig und vervollkommnungsfähig ſein; </s>
            <s xml:id="echoid-s8483" xml:space="preserve">nirgends
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            aber in dem ganzen, großen Rieſenbau zeigt ſich bisher eine
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            Lücke, ein Riß, der ſich nur mit dem Kitt übernatürlicher Ver-
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            legenheitstheorieen ausſtopfen ließe. </s>
            <s xml:id="echoid-s8484" xml:space="preserve">Sollten die vorgeblichen
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            Geiſter der Verſtorbenen wirklich, wie die Spiritiſten ihnen
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            nachſagen, das Bedürfnis haben, mit der Menſchenwelt in
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            Verkehr zu treten, ſo wird die Naturwiſſenſchaft ſich gewiß
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            dieſem Verkehr nicht entziehen, aber ihn aufzuſuchen, hat ſie
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            keinerlei Grund; </s>
            <s xml:id="echoid-s8485" xml:space="preserve">und ſollte es einſt dahin kommen, daß die
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            Geiſter unwiderlegliches Zeugnis für ihre Exiſtenz beizubringen
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            vermögen, ſo wird ſicher die geſchmähte “Schulwiſſenſchaft” die
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            erſte ſein, welche als begeiſterter Jünger die neue Lehre kündet
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            und den einmal erſchloſſenen Ausblick nach allen Richtungen
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            zu erweitern und zu vertiefen ſucht. </s>
            <s xml:id="echoid-s8486" xml:space="preserve">Bevor aber nicht etwas
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            Derartiges geſchehen iſt, muß die exakte Forſchung die Hy-
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            potheſe von Geiſtern und “Intelligenzen" aufs ſchärfſte ab-
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            lehnen und bekämpfen, da bisher auch nicht der Schatten eines
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            Beweiſes für die Zuläſſigkeit einer ſolchen Theorie vorliegt. </s>
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            Wie einſt der römiſche Geſandte dem nach langen Beratungen
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            noch immer unſchlüſſigen karthagiſchen Senat die ſtolzen Worte
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            zurief: </s>
            <s xml:id="echoid-s8488" xml:space="preserve">“Ich trage in den Falten meiner Toga Krieg und
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            Frieden; </s>
            <s xml:id="echoid-s8489" xml:space="preserve">wählt!” genau ebenſo ſteht die moderne Natur-
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            wiſſenſchaft den vom Spiritismus ſo energiſch verteidigten
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            Geiſtern gegenüber und ruft ihnen zu: </s>
            <s xml:id="echoid-s8490" xml:space="preserve">“In Eurer Hand </s>
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