Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 12-16, 1897

Table of handwritten notes

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            lebens, ſo verſchieden die Dauer jeder einzelnen Gattung auch
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            iſt, läßt ſich in jene drei Abſchnitte einteilen, von denen der
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            erſte die Vorbereitung zur Fortpflanzung ſeiner Gattung, die
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            zweite die Zeit iſt, in welcher das Tier ſich fortpflanzt, und
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            die dritte, in welcher es hinwelkt, ſobald das Daſein der
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            künftigen Gattung geſichert iſt. </s>
            <s xml:id="echoid-s928" xml:space="preserve">Der größte Teil der Inſekten,
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            der im Frühling aus den Eiern kriecht, hat zwar nie die
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            Eltern geſehen, die bereits im verwichenen Herbſt geſtorben
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            ſind; </s>
            <s xml:id="echoid-s929" xml:space="preserve">und ſie legen noch im Lauf desſelben Sommers neue
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            Eier und ſterben ſelbſt im Herbſte, ohne die Jungen, für die
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            ſie gelebt, geſehen zu haben. </s>
            <s xml:id="echoid-s930" xml:space="preserve">Aber doch iſt es unverkennbar,
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            daß ein und dasſelbe Geſetz dieſes erziehungsloſen Lebens
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            durch alle Geſchlechter dieſer Gattung thätig iſt, daß Entſtehen,
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            Wachstum, Reife, Fortpflanzung, Hinwelken und Sterben nach
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            denſelben Naturgeſetzen erfolgen, wenn auch Geſchöpfe ſolcher
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            Art nie erfahren können, daß ſie Eltern gehabt, und daß ſie
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            Junge zu erzeugen da ſind. </s>
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            <s xml:id="echoid-s932" xml:space="preserve">Auch im Menſchenleben — und was dasſelbe iſt — auch
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            im Tode der Menſchen waltet ein gleiches Geſetz. </s>
            <s xml:id="echoid-s933" xml:space="preserve">Die Vor-
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            bereitung zur Fortpflanzung des Geſchlechts iſt die Iugend, in
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            der Zeit des Geſchlechtslebens iſt die Reife, und nach dieſer folgt
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            naturgemäß das Alter, das ein Heranreifen für den Tod iſt.</s>
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            <s xml:id="echoid-s935" xml:space="preserve">Und doch iſt es mit dem Menſchen ganz eigentümlich; </s>
            <s xml:id="echoid-s936" xml:space="preserve">die
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            leibliche Fortpflanzung geht mit einer geiſtigen Hand in Hand
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            und beweiſt auch hierin, daß der Menſch ein geiſtiges Weſen
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            iſt und ſein Leben zugleich eine geiſtige Geſchichte in ſich birgt.</s>
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            <emph style="bf">XX. Wie Leib und Geiſt ſtirbt.</emph>
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            <s xml:id="echoid-s938" xml:space="preserve">Wenn es richtig iſt, daß das Leben in Pflanze und Tier
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            in dem Zeitabſchnitt ſeine Hauptbeſtimmung erfüllt, wo die
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            Fortpflanzung ſtattfindet, wenn es wahr iſt, daß die Iugend </s>
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