Böckler, Georg Andreas, Theatrum machinarum novum, Das ist: Neu vermehrter Schauplatz der Mechanischen Künsten, handelt von allerhand Wasser-Wind-Ross-Gewicht- und Hand-Mühlen ... beneben nützlichen Wasserkünsten

List of thumbnails

< >
11
11
12
12
13
13
14
14
15
15
16
16
17
17 (1)
18
18 (2)
19
19 (3)
20
20 (4)
< >
page |< < of 373 > >|
    <echo version="1.0RC">
      <text xml:lang="deu" type="free">
        <div type="section" level="1" n="3">
          <pb file="0011" n="11" rhead=" Vorrede an den"/>
          <figure number="4">
            <image file="0011-01" xlink:href="http://echo.mpiwg-berlin.mpg.de/zogilib?fn=/figures/0011-01"/>
          </figure>
        </div>
        <div type="section" level="1" n="4">
          <head xml:space="preserve">Vorrede/
            <lb/>
          an den
            <lb/>
          Kunſtliebenden Leſer.</head>
          <p>
            <s xml:space="preserve">ES iſt unter denen vortrefflichſten und nützlichſten Erfindungen/
              <lb/>
            welche GOttder Allerweiſeſte dem Menſchlichen Geſchlecht geſchencket/ die edle
              <lb/>
            Kunſt
              <emph style="rom">
                <emph style="sp">MECHANICA</emph>
              </emph>
            nicht die geringſte/ wie etliche unwiſſende naßweiſe
              <lb/>
            Klüglinge vermeſſentlich einwerffen möchten;</s>
            <s xml:space="preserve"> Sondern/ ſo wol die unvermeid-
              <lb/>
            licher Nothwendigkeit/ als ihres/ aus der Geometry und Phyſic habenden Ur-
              <lb/>
            ſprungs halben/ jeder Zeit ſehr hoch geadelt/ und alſo billig von allen Berſtändigen/ lieb und in
              <lb/>
            hohem Werth gehalten worden.</s>
            <s xml:space="preserve"/>
          </p>
          <p>
            <s xml:space="preserve">Unter dem Wörtlein
              <emph style="rom">Mechanica</emph>
            aber/ werden nicht allerley gemeine Hand-Wercker verſtan-
              <lb/>
            den/ als welche offtermahlen gar wenig Kunſt/ aber vielmehr eine ſaure und müheſame Arbeit
              <lb/>
            und Ubung erfordern.</s>
            <s xml:space="preserve"> Derowegen ſolle man die Augen des Berſtands hierinnen e
              <gap/>
            was beſſers
              <lb/>
            aufthun/ in Be
              <gap/>
            rachtung/ daß wir Menſchen ins gemein uns nicht verwundern/ über die jenige
              <lb/>
            Sachen/ ſo ordentlicher Weiſe durch die Natur geſchehen/ und regieret werden/ deren wir gewoh-
              <lb/>
            net ſeyn;</s>
            <s xml:space="preserve"> Sondern vielmehr deren Dingen/ die auſſerhalb der Natur dem Menſchen zu Nutz/
              <lb/>
            durch Hülff der Kunſt zu wegen gebracht/ und dannenhero nachdencklich/ ſeltzam und nicht je-
              <lb/>
            dermans Dinge ſeyn.</s>
            <s xml:space="preserve"> Dann die Natur würcket in vielen Dingen das Widerſpiel/ gegen dem/
              <lb/>
            welches uns fürträglich/ weilen ſie ſtets in ihrem alten Lauff verbleibet/ dardurch aber die Nutz-
              <lb/>
            barkeit vielfältig verändert wird.</s>
            <s xml:space="preserve"/>
          </p>
          <p>
            <s xml:space="preserve">Derohalben ſo wir etwas wider die Natur zu wegen bringen wollen/ muß
              <lb/>
            ſolches durch ſcharffſinniges Nachdencken/ Kunſt/ Mühe und ſonderbare Ge-
              <lb/>
            ſchicklichkeit geſchehen/ und Werckſtellig gemacht werden.</s>
            <s xml:space="preserve"/>
          </p>
          <p>
            <s xml:space="preserve">Dannenhero die jenige in ſolchen und dergleichen Künſten geübte und erfahrne
              <emph style="rom">Ingenieurs</emph>
            (ſo
              <lb/>
            ein Frantz:</s>
            <s xml:space="preserve"> oder Welſches Wörtlein in Teutſchland üblich/) wegen ihres ſcharffen Berſtands
              <lb/>
            oder
              <emph style="rom">Ingenii,</emph>
            genennet/ und von andern Unwiſſenden dardurch unterſchieden werden.</s>
            <s xml:space="preserve"/>
          </p>
          <p>
            <s xml:space="preserve">Gedachte
              <emph style="rom">Mechanica</emph>
            aber wird nicht unbillig in zween Theil abgetheilet;</s>
            <s xml:space="preserve"> Dann ſie iſt ent-
              <lb/>
            weder
              <emph style="rom">Speculativa</emph>
            oder
              <emph style="rom">Practica.</emph>
            </s>
          </p>
          <p>
            <s xml:space="preserve">
              <emph style="rom">Speculativa,</emph>
            weilen in dieſem Theil allein im Sinn und Berſtand das Gemüth dardurch
              <lb/>
              <emph style="rom">exerci</emph>
            ret wird/ begreiffet Zahl/ Gewicht und Maß/ als nach oder in welchen Dingen/ GOtt
              <lb/>
            der Allerweiſeſte alle Creaturen ordentlich
              <emph style="rom">diſponi</emph>
            ret und erſch affen hat;</s>
            <s xml:space="preserve"> Von dieſem erſten Theil
              <lb/>
            der
              <emph style="rom">Mechanica</emph>
            nun/ haben vor etlich hundert Jahren her/ viel vornehme berühmte Leute/ wie
              <lb/>
            männiglichen bekand/ ausführlich und umſtändig geſchrieben/ derowegen ſolche zu
              <emph style="rom">allegi</emph>
            ren/ all-
              <lb/>
            hie ohne Noth/ und der Günſtige Leſer dahin verwieſen wird.</s>
            <s xml:space="preserve"/>
          </p>
          <p>
            <s xml:space="preserve">
              <emph style="rom">Practica,</emph>
            nemlich der ander Theil der
              <emph style="rom">Mechanica,</emph>
            beſtehet ſolcher in willkührlicher Hand-Arbeit/
              <lb/>
            dardurch man denn unzählich vielerley künſt-und nützliche Sachen verrichten/ und in das Werck
              <lb/>
            ſtellen kan.</s>
            <s xml:space="preserve"> Als da ſeynd allerley Werckzeuge/ damit man einen groſſen Laſt mit geringer Mühe/
              <lb/>
            und wenigen Unkoſten/ fortſchieben/ führen/ heben/ tragen und bewegen kan.</s>
            <s xml:space="preserve"> Item/ allerhand
              <lb/>
            Kriegs-Rüſtungen/ Werffzeug/ Steigleitern/ Brücken/ Geſchoß und dergleichen.</s>
            <s xml:space="preserve"> Die
              <emph style="rom">Pneuma-
                <lb/>
              tica</emph>
            oder Lufft-Kunſt/ alſo auch das Uhr-und Räder-Werck/ Item/ die Waſſer-Künſte und
              <lb/>
            Mühl-Wercker/ als von welchen zweyen Letzern/ wir in dieſem Tractat zuhandeln vor genom̃en.</s>
            <s xml:space="preserve"/>
          </p>
        </div>
      </text>
    </echo>