Vitruvius, Des grossen und weltberühmten Vitruvii Architectura

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335Architectur. weſſen die Zierde oder die Schönheit der
Sachen des Werts fähig iſt (das die
Franzoſen bongoûr nennen) welcher auch
den Unterſcheid des ſchönen und des gu-
ten weiſet, don dem was weder gut noch
ſchön iſt;
fo ſt abſolntè nothwendig, daß
man glaube, daß der goût, dem man fol-
get, beſſer ſeye, als ein anderer, auf daß
dieſe Ueberzeugung ſich in die Gemüther
und in den Berſtand aller derer, ſo da
ſtudiren, eindringe, und eine richtig und
regulirte Entwerffung bilde, die ohne fol-
che Borbildung allezeit leer und ungewiß
derbleibet.
# Dieſen bongoût nun wohl
einzurichten, daß man darinn ſicher ſede,
was man dornehme;
ſo muß man noth-
mendiger Weiß jemand haben, an den
man ſich halte, und deme man groſſen
Glauben beymeſſen tan, daß eine groſſe
Gelehrſamteit aus ſeinen Gchriſten er-
ſcheine, und welcher ſelbſt glaubet, daß er
alle nöthige Fähigteit beſiße die zum er-
wählen ſo nothwendig iſt, damit er aus
der Antiquität alles das zu erwählen wiſ-
ſe, was das ſtärtſte, beſte und fähigſte
ſeyn mag, die Gründe zur Architectur zu
legen.
Die Eherbietung, ſo man gegen die
erſten Erfinder der Rünſten heget, iſt nicht
allein natürlich, ſondern auch auf die rech-
te Bernunſt gegründet, dadurch man ur-

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