Ampère, André-Marie, Natürliches System aller Naturwissenschaften : eine Begegnung deutscher und französischer Speculation, 1844

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5238 Vereinigung der Automneſtieen beſteht, welche mit den Emeſtheſen der
vorangegangenen wachen Zuſtände ſich verſchmolzen haben.
Dieſe Ver-
einigung erſcheint uns als wirkliches Selbſtbewußtſein ganz auf dieſelbe
Art, wie wir im Schlaf die Nachbilder vergangener Empfindungen für
wirkliche Empfindungen nehmen.
Man hat hierbei auf zweierlei zu merken: 1) wenn man, halberwacht,
ſich durch eine Willensanſtrengung zum vollſtändigen Wachen bringen
will, ſo kommt die Emeſtheſe in dieſer Anſtrengung von Neuem zum
Vorſchein, um ſich für den Fall des vollſtändigen Erwachens zu behaupten;
2) das empiriſche Selbſtbewußtſein iſt nur eine von den zahlreichen Mo-
dificationen, welche, ſeien ſie ſinnlichen Urſprungs oder von anderer Art,
in der bewegenden und denkenden Subſtanz neben einander beſtehen kön-
nen.
Das, wodurch es ſich weſentlich von den übrigen Erſcheinungen
des Seelenlebens unterſcheidet, iſt, daß es nur in einer Thätigkeit dieſer
Subſtanz ſeibſt ſeinen Urſprung hat, nicht in einer äußeren Einwirkung;

die Emeſtheſe iſt darum auch die einzige Erſcheinung, die von Haus aus
mit dem Begriff der Urſächlichkeit vergeſellſchaftet iſt.
Der Urſprung der ſinnlichen Vorſtellungen beruht im Allgemeinen
darauf, daß die Empfindung nur durch die Vereinigung zweier Umſtände
zu Stande kommen kann, nemlich eines äußeren Eindrucks auf die Sinn-
organe, und einer Gegenwirkung gegen dieſen Eindruck, welche letztere
Ampère einfach Gegenwirkung nennt, wenn ſie blos organiſch, ohne
Zuthun des Willens geſchieht, und Aufmerkſamkeit, wenn ſie will-
kührlich iſt.
In dem Nachbild beſteht der erſte Eindruck nicht mehr, und
daſſelbe entſteht blos durch die Wiederholung der Gehirnthätigkeit, in wel-
cher die Gegenwirkung beſteht.
Wenn eine einfache Gegenwirkung das Nachbild reproducirt,
geſchieht dieß ganz unabhängig vom Willen, wie man es in Träumen
und jener Art von Erinnerungen findet, die man paſſive Erinnerungen
nennen kann.
Hat aber Aufmerkſamkeit ſtattgefunden, ſo hängt die
Hervorrufung des Nachbildes mehr oder weniger vom Willen ab.
Um ein Veiſpiel zu geben, in welchem die beiden Hauptfälle der
paſſiven Reproduction ſinnlicher Vorſtellungen vorkommen, wollen wir
annehmen, es haben zwei Sinneseindrücke auf ein Mal ſtattgefunden, und
eine und dieſelbe Gegenwirkung habe beide umfaßt;
es habe z. B. jemand
einen Baum geſehen, an deſſen Fuß ein Thier gelagert war, und ſpäter
noch einmal den Baum, aber ohne das Thier;
die von der erſten Gegen-
wirkung her im Hirn entſtandene Fertigkeit wird die Urſache ſein, daß
ſtatt der durch den Anblick des bloßen Baumes hervorgerufenen Gegen-
wirkung in dem Hirn die Gegenwirkung wieder entſtehen wird, welche
beim erſten Anblick gegen den Eindruck des Baums und des Thieres
zugleich ſtattfand, und daher kommt es, daß man das ganze Nach-

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