Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 12-16, 1897

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XXXI. Die regulierte Thätigkeit und die
Nebengeſchäfte der Lunge.
Der Bau der Lunge iſt nicht nur ſo unglaublich zweck-
mäßig eingerichtet, daß in ſolch’ kleinem Raum ſo ungeheuere
Wirkungen erzielt werden können, ſondern ihre Thätigkeit iſt
ſo reguliert und mit Nebenwirkungen verſorgt, daß man ihre
Vorzüglichkeit faſt eine unüberſehbare nennen muß.
Die zwanzig Pfund Blut des ausgewachſenen menſchlichen
Körpers müſſen vom Herzen durch einige ſiebzig Zuſammen-
preſſungen in Zeit von einer Minute durch das Kanalſyſtem
der Lunge gejagt werden.
Nennen wir dieſe Preſſungen den
Pulsſchlag in der Lunge, ſo bringt mindeſtens in jeder Sekunde
ein Pulsſchlag mehr als 100 Gramm Blut in die Lunge, die
jedoch dort nicht ſtillſtehen, ſondern in ſtetem Durchfließen in
äußerſt kurzer Zeit ihren Sauerſtoff erhalten müſſen.
Da aber
der Sauerſtoff nur durch das Einatmen in die Lunge gelangt,
und man nach dem Einatmen auch ausatmen muß, ſo würde
das Blut, welches während des Ausatmens durch die Lunge
läuft, keinen Sauerſtoff erhalten und ſomit lebensunfähig
werden.
— Dieſem Übelſtand iſt durch die Einrichtung ab-
geholfen, die wir bereits erwähnt haben, und zwar iſt die Ein-
richtung folgende:
Die Lunge giebt beim Ausatmen nicht alle Luft von ſich,
ſondern hält einen bedeutenden Teil ſtets zurück, und zwar in
den feinen Bläschen, welche wir die Birnen an dem Luftbaum
der Lunge genannt haben.
Da dieſe Bläschen das Ende der
Luftwege ſind, und dieſe eigentlich nie leer werden, ſo kann
man ſagen, man füllt beim Atmen nur die Stämme, Äſte und
Zweige der Luftwege, alſo nur die nächſten Teile mit friſcher
Luft aus;
dieſe friſche Luft trifft in der Lunge einen alten
Reſt von Luft an, welcher ſeinen Sauerſtoff faſt ganz

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