Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 1/5, 1897

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127117 ſchiedenheit in der Geſtaltung ihrer Blüten von einander und
ſtimmen im übrigen durchaus überein.
Schon im graueſten
Altertum wußten die Beſitzer von Dattelpflanzungen, daß aus
den Blüten der weiblichen Bäume nur dann reife, genießbare
Datteln erwachſen, wenn die Blüten der männlichen Bäume
einen Einfluß auf dieſelben ausgeübt haben, und um dieſen zu
ſichern, brachten ſie abgeſchnittene Blütenrispen der männlichen
Bäume in die unmittelbare Nähe der an den Bäumen be-
laſſenen weiblichen Blütenrispen.
Die Geſchlechtsunterſchiede
des Tierreiches finden ſich eben im Pflanzenreiche wieder.
Die
Wiſſenſchaft freilich erkannte dieſe Thatſache verhältnismäßig
recht ſpät, denn erſt 1691 bis 1698 wies Camerarius, ein
deutſcher Arzt und Botaniker, durch Verſuche die Notwendigkeit
des in den Staubblättern der Blüten erzeugten Blütenſtaubes
bei Erzeugung der Samen nach.
Der Blütenſtaub muß ja
auf die Fruchtblätter gelangen, welche erſt dann Früchte bildend
zur Samenreife gelangen.
Inwiefern aber die Farben, die Wohlgerüche und andere
Beſonderheiten der “Blumen” — ſo nennt alſo der Pflanzen-
kundige die auffallenden Blüten — den Pflanzen ſelbſt von
Nutzen ſind, blieb auch dann noch lange ein ungelöſtes Ge-
heimnis.
Erſt im Jahre 1793 — alſo vor mehr als 100 Jahren
— hat ein Schulmeiſter, der Rektor Chriſtian Konrad
Sprengel
in Spandau, durch Veröffentlichung eines Meiſter-
werkes auch dieſen Schleier gelüftet, indem er ſcharfſinnig und
in genialer Weiſe die Bedeutung der Blumenorgane, nament-
lich der bunten Blütenblätter in dem Sinne, wie es im Vor-
ausgehenden dargeſtellt wurde, erläuterte.
Die von ihm gefundenen Ergebniſſe waren ihm ſelbſt ſo
überraſchend, daß er ſeinem Buch den Titel gab:
“Das ent-
deckte Geheimnis der Natur im Bau und in der Befruchtung
der Blumen.
” In der That iſt die Entdeckung

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