Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 6/11, 1897

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12739 dasſelbe Kunſtſtück wie die Schwefelſäure; es verwandelt ſich
in ihrer Berührung die Stärke in Zucker.
Hierdurch wird uns nicht nur mancher chemiſche Vorgang
der Brauerei erklärt, in welcher das Bier ſüß wird, ohne daß
der Brauer Zucker zuthut, ſondern man erhält auch einen Ein-
blick in die Veränderungen, die ſich beim Wachstum der Pflanzen
zeigen.
Ein Gerſtenkorn iſt gewiſſermaßen die Muttermilch des
künftigen Gerſtenhälmchens;
aber ganz wie die Muttermilch
einen großen Reichtum an Zucker hat, weil das junge Kind
viel Zucker genießen muß, ganz ſo wie die Natur das
Blut der Mutter in der Mutterbruſt in die zuckerreiche
Milch umwandelt, um ſie für den Säugling gedeihlich zu
machen, ganz ebenſo ſorgt ſie für das junge Pflänzchen.
Ein
Getreidekorn, ein Gerſtenkorn verwandelt ſich in der Erde in
Malz.
Die Feuchtigkeit, die hinzutritt, bildet in dem Korn
die Diaſtaſe aus, und dieſe Diaſtaſe macht aus dem Stärke-
mehl des Gerſtenkornes einen Zucker, der ſich im Waſſer auf-
löſt, und die junge Pflanze wird wie ein junges Kind mit
Zuckerſaft geſpeiſt.
— Daher rührt der ſüße Geſchmack der
jungen Getreidehalme und namentlich der jungen Gerſte.
Was wir im Großen in Zuckerfabriken treiben, treibt die
Natur in der Mutterbruſt und im kleinen Samenkorn.
Sie
treibt es freilich im kleinen, und doch — wer möchte dies nicht
einſehen — ſo großartig und erhaben, wie keine Menſchenkunſt
es vermag.
XIV. Kann man nicht aus Holz Zucker machen?
Bevor wir nun zeigen, wie man Zucker in Spiritus um-
wandeln kann, haben wir eine kleine Betrachtung unſern Leſern
vorzuführen, die zwar augenblicklich für die Praxis von

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