Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 12-16, 1897

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135 ſondern in der Menſchheit ſind noch Neigungen und Abnei-
gungen thätig, welche in enger Verbindung mit dem Geiſte des
Menſchen ſtehen und teils ihm eine Richtung geben, teils von
dem Geiſte eine Richtung empfangen.
In der Pflanze iſt ein Lebenstrieb thätig, der ganz be-
wußtlos wirkt;
in dem Menſchen iſt das Gleiche der Fall. Im
Tier iſt ein Inſtinkt wirkſam, der ſein Thun und Laſſen zweck-
entſprechend leitet;
dieſer iſt auch im Menſchen vorhanden.
Aber Triebkraft und Inſtinkt ſind in Pflanze und Tier die
Leiter dieſer Weſen.
Sie folgen und müſſen befolgen, was der
Leiter vorſchreibt;
ſie handeln zweckentſprechend, ohne ſich des
Zweckes bewußt zu werden;
ſie können von der Vorſchrift nicht
abweichen und nichts thun, um ihren Zweck ſchneller und voll-
kommener zu erreichen.
Der Menſch dagegen hat im Geiſte
eine gewiſſe Herrſchaft über ſeine Triebe und Inſtinkte;
er
vermag bis zu einer gewiſſen Grenze ihnen zu folgen und auch
ihnen entgegenzutreten.
Er vermag ſie zu ordnen und zu
richten und hat eine gewiſſe Freiheit in der Wahl der Mittel,
um die Triebkraft und den Inſtinkt zu modeln und zu geſtalten.
Dadurch hört auch Triebkraft und Inſtinkt im Menſchen
eigentlich auf das zu ſein, was ſie in Pflanze und Tier ſind.
In
Pflanze und Tier ſind ſie die abſoluten Herrſcher des Lebens;
im Menſchen ſind ſie nur in Form von Neigungen und ſehr
unbeſtimmten, allgemeinen Richtungen thätig und der Herrſchaft
des Geiſtes zum Teil unterworfen.
Um das, was wir hiermit ſagen, recht deutlich zu machen,
wollen wir den bedeutendſten, den allerſtärkſten Trieb hervor-
heben, den Lebenstrieb.
In der Pflanze iſt er ganz bewußtlos
vorhanden, ja ſo bewußtlos, daß die Pflanze nicht einmal
etwas davon weiß, wenn man ſie vernichtet und den Lebens-
trieb alſo aufhebt.
Im Tier iſt der Lebenstrieb ſchon bewußter.
Das Tier will daher leben oder richtiger muß leben wollen und
wehrt den Tod von ſich mit aller Gewalt ab.
— Im

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