Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 1/5, 1897

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Wir wollen die mediziniſchen Eigenſchaften des Brannt-
weins kennen lernen, um zu zeigen, wie es natürlich iſt, daß
er ſo beliebt iſt;
wir wollen ferner die Gefahren ſeines Ge-
nuſſes kennen lernen, um zu rechtfertigen, daß man ſeinen
unmäßigen Genuß zu verdammen Urſache hat und ſodann
ſchließlich zeigen, woher es kommt, das trotz der augenſchein-
lichen Schädlichkeit ſeines Genuſſes ſeine völlige Verbannung
eine Thorheit iſt, die nicht zum Ziele führen kann.
Der Branntwein hat in ſeiner Wirkung viel Ähnlichkeit
mit dem Kaffee.
Er beſitzt die Eigenſchaft, daß er, in ſehr
kleiner Portion genoſſen, die Verdauungsſäfte mehrt.
Er reizt
die Wände des Magens, damit aus ihnen die Flüſſigkeit ſich
ausſondere, in welcher die Speiſen ſich auflöſen.
Hat man
ein wenig Fett genoſſen, ſo umhüllt dasſelbe die Speiſen im
Magen, und da der Magenſaft das Fett ſchwer auflöſt, ſo
bleibt die genoſſene Speiſe oft unverdaut, und die Ernährung
geht mangelhaft vor ſich.
Man kann daher die Verdauung
nur befördern, wenn man den Magen dazu reizt, mehr Ver-
dauungsſaft herauszugeben, und man thut dies auch durch Ge-
würze, indem man z.
B. ein wenig Pfeffer auf Speck und
Schinken ſtreut.
Der Pfeffer ſelber löſt die Speiſen nicht auf,
ſondern er reizt nur den Magen, ebenſo wie er die Speichel-
drüſen reizt und vermehrt dadurch den auflöſenden Saft, der
die Verdauung vollzieht.
Ein wenig Branntwein thut nach dem Genuß von Fett
dieſelbe Wirkung und hat noch inſofern den Vorzug, als er
auch ſelbſt Fette auflöſt.
Der Branntwein bildet ſomit eine Art Arznei, die man
freilich verſuchen muß, möglichſt nicht zu bedürfen.
Es iſt daher
richtiger, wenn man gegen den Genuß von vielem Fett eifert;
hat man aber einmal zuviel davon genoſſen, ſo iſt der Eifer gegen
den mediziniſchen Gebrauch einer kleinen Portion Branntwein
durchaus nicht zu loben.
Die Leute, die ſo ohne weiteres

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