Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 12-16, 1897
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16735 der Lokomotive veranlaſſen, wenn ſie von einer Schiene auf die
andere kommt.
Iſt dem aber ſo, dann wird man auf den Gedanken ge-
führt, daß das Herz am Ende doch kein gar zu erhabenes
Kunſtwerk ſein könne, denn es hat die Eigentümlichkeit, daß es
regelmäßig an die Bruſtwand anſtößt, und außer dieſem Stoß,
der gefühlt werden kann, hört man, wenn man das Ohr an
die Bruſtwand legt, oder ſich hierzu eines Hörrohrs bedient,
zwei Töne während jedes Herzſchlages, ſo daß das Herz einen
zwiefachen mechaniſchen Fehler zu beſitzen ſcheint, es ſtößt und
tönt, ohne daß man den Zweck des Stoßes und des Tönens
anzugeben vermag.
Erwägt man die Sache indeſſen näher, ſo wird man auf
den Gedanken geführt, daß es doch nicht ſo ſchlimm mit den
Fehlern des Herzens ſtehen könne.
Das Stoßen und Tönen einer Maſchine iſt deshalb ein
mechaniſcher Fehler, weil beim Stoß erſtens ein Teil der Kraft
verloren geht, und weil dieſe verlorene Kraft noch zweitens zur
Zertrümmerung des ſtoßenden oder geſtoßenen Teiles führt;
das Tönen wird bei Maſchinen aus gleichem Grunde möglichſt
gemieden, denn jeder Ton entſteht immer nur infolge einer
Erſchütterung, die Schwingungen verurſacht, und dieſe kommt
in ihrer Wirkung einer großen Reihe wiederholter kleiner Stöße
vollkommen gleich.
Wollte man alſo den mechaniſchen Wert
des Herzens nach gewöhnlichem Maßſtabe beurteilen, ſo müßte
man nicht ſowohl dem Stoß oder dem Ton, ſondern der
Haltbarkeit Fehler nachweiſen;
nun aber lehrt die Erfahrung
gerade hierin, daß unſer feſtſtehendes mechaniſches Urteil durch-
aus nicht zutrifft, denn kein Organ des Leibes iſt ſo aus-
dauernd haltbar als gerade das Herz, trotz ſeines Stoßens
und Tönens.
In den höchſten Lebensaltern wird Auge und Ohr ſtumpf,
verliert ſich Geruch, Geſchmack und Gefühl in

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