Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 12-16, 1897
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            man das Brennglas, oder die “Linſe”, wie man ſolch’ ein in
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            der Mitte dickes und am Rande dünnes Brillenglas nennt,
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            nicht unmittelbar an das ausgeſchnittene Loch der Vorderwand
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            anbringt, ſondern es in einem kurzen, paſſenden Cylinder aus
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            Pappe befeſtigt, den man im ausgeſchnittenen Loch gut ein-
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            und ausſchieben kann. </s>
            <s xml:id="echoid-s2278" xml:space="preserve">Ferner hat es ſeinen Vorteil, wenn
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            man die Kammer inwendig ſchwarz anſtreicht oder mit ſchwarzem,
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            nicht glänzenden Papier beklebt. </s>
            <s xml:id="echoid-s2279" xml:space="preserve">Endlich thut man gut, ſtatt
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            der unhaltbaren Papierwand eine Wand aus mattgeſchliffenem
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            Glaſe oder aus Milchglas zu nehmen, das man in jeder Glas-
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            handlung für ein paar Groſchen kaufen kann. </s>
            <s xml:id="echoid-s2280" xml:space="preserve">— Man nennt
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            deshalb dieſe Hinterwand die “matte Scheibe”, und wir wollen
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            ſie fortan ebenſo bezeichnen.</s>
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            <s xml:id="echoid-s2282" xml:space="preserve">Der Verſuch wird ſchon jedem von ſelbſt lehren, daß das
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            Bildchen auf der matten Scheibe nur dann gut ſichtbar iſt,
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            wenn außer dem Licht, welches durch die Linſe hineinſcheint,
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            kein anderes durch irgend welche Öffnung eindringt, und daß
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            das Schwärzen der Kammer der Sichtbarkeit des Bildchens
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            vorteilhaft iſt. </s>
            <s xml:id="echoid-s2283" xml:space="preserve">Deshalb nennt man ſolche Vorrichtung eine
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            “Kamera-Obſcura”, das heißt: </s>
            <s xml:id="echoid-s2284" xml:space="preserve">“finſtere Kammer” oder “dunkle
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            Kammer”; </s>
            <s xml:id="echoid-s2285" xml:space="preserve">in neuerer Zeit gebraucht man faſt ausſchließlich
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            den guten und durchaus unzweideutigen Ausdruck “Dunkel-
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            kammer”.</s>
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            <s xml:id="echoid-s2287" xml:space="preserve">Wir wollen nunmehr die Eigenſchaften unſerer Dunkel-
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            kammer näher kennen lernen.</s>
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            <s xml:id="echoid-s2289" xml:space="preserve">Vor Allem wollen wir ſie ans offene Fenſter ſtellen, und
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            zwar ſo, daß ſie mit der Linſe zur Straße hinaus, mit der
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            Scheibe zur Stube gekehrt iſt; </s>
            <s xml:id="echoid-s2290" xml:space="preserve">nehmen wir nun ein Tuch über
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            den Kopf und hüllen mit demſelben zugleich die matte Scheibe
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            ein, damit ſie nicht von außen her zu ſtark beleuchtet erſcheint,
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            ſo erblicken wir auf derſelben die ganze Straße in den ſchönſten
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            Farben, den Himmel, die Häuſer, die Menſchen in Bewegung,
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            die Wagen, die vorüberfahren; </s>
            <s xml:id="echoid-s2291" xml:space="preserve">ja, wenn man nur die </s>
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