Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 17-21, 1897

Table of handwritten notes

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            iſt gegen den Raum, welchen das Licht in 10 {1/2} Jahren
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            durchſchreitet, ſo erſehen wir ſehr deutlich, wie mächtig die
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            Wiſſenſchaft in die Maßſtäbe von Raum und Zeit im Weltall
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            hineingreift, und wie das Gebiet unſeres Wiſſens ſich ausge-
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            dehnt hat ſeit den Zeiten, in welchen man Glaubensmythen
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            dichtete, worin Fixſterne nicht viel höher angenommen worden
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            ſind, als die Wolken, die unſere Erde umhüllen.</s>
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            <s xml:id="echoid-s1918" xml:space="preserve">Ebenſo wie die genannten Sterne iſt der Stern erſter
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            Größe “Procyon” nach beiden Richtungen hin gemeſſen. </s>
            <s xml:id="echoid-s1919" xml:space="preserve">Er
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            iſt von uns ſo entfernt, daß ſein Licht 26 {1/2} Jahr braucht,
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            um bis zu uns zu dringen. </s>
            <s xml:id="echoid-s1920" xml:space="preserve">Auch er entfernt ſich von uns
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            mit jeder Sekunde um 38 Kilometer. </s>
            <s xml:id="echoid-s1921" xml:space="preserve">Ein Vergleich dieſer
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            Meſſungen zu einander giebt uns ebenfalls einen Begriff von
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            der Macht der Wiſſenſchaft, in Raum und Zeit einzudringen.</s>
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            <s xml:id="echoid-s1923" xml:space="preserve">Wir kennen dieſe Sternbilder ſeit länger als zwei Jahr-
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            tauſenden. </s>
            <s xml:id="echoid-s1924" xml:space="preserve">Wir wiſſen nunmehr, daß ihre einzelnen Sterne
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            ſich außerordentlich ſtark in ihrer Bewegung und in ihrer
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            Entfernung von einander verändert haben. </s>
            <s xml:id="echoid-s1925" xml:space="preserve">Sie haben ſich
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            auf dem Gewölbe, welches wir Himmel nennen, ſowohl nach
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            rechts wie nach links, nach oben wie nach unten verſchoben,
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            und außerdem iſt ihre Bewegung im Nähern und Entfernen
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            in zweitauſend Jahren ſo bedeutend geweſen, daß ihre Licht-
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            ſtärke ſich auch verändert haben muß. </s>
            <s xml:id="echoid-s1926" xml:space="preserve">Wenn wir gleichwohl
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            finden, daß Orion noch immer unſerem Auge ſo erſcheint wie
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            unſeren Vorfahren vor Jahrtauſenden, ſo gewinnen wir einen
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            Einblick in die überwältigende Unendlichkeit ihrer Entfernung,
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            welche die Veränderung ihrer Gruppierung für das menſch-
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            liche Auge unmerklich macht. </s>
            <s xml:id="echoid-s1927" xml:space="preserve">Das heißt mit anderen Worten:
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            <s xml:id="echoid-s1928" xml:space="preserve">eine Zeit von zweitauſend Jahren iſt unmerkbar für unſer
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            körperliches Auge, wenn Veränderungen in einem Gebiet vor
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            ſich gehen, deſſen Dimenſionen unendlich ſind. </s>
            <s xml:id="echoid-s1929" xml:space="preserve">Nur der Geiſt
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            iſt es, der uns meſſen läßt, was dem leiblichen Auge voll-
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            kommen entgehen würde.</s>
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