Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 17-21, 1897

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welcher die organiſchen Weſen, wie ſie uns heute entgegen-
treten, alle mit einander blutsverwandt ſind, d.
h. die durch
viele Thatſachen notwendig gewordene wiſſenſchaftliche Anſicht,
daß alle dieſe Lebeweſen durch einen einzigen Stammbaum
oder, falls urſprünglich mehrere Organismen gebildet wurden
— und es iſt in der That nicht einzuſehen warum, wenn ein-
mal die Bedingungen zur Bildung einfacher Lebeweſen gegeben
waren, nicht gleichzeitig mehrere entſtanden ſein ſollten — durch
mehrere Stammbäume bis in die Urzeit der Erde zurückreichen.
Die Deſcendenz-Lehre iſt — wenn ſie auch erſt ſpät bei den
Naturforſchern die gebührende Beachtung fand — doch, wie
wir ſehen werden, alt:
ſehr viel älter als der Darwinismus.
Der Darwinismus, durch den die Deſcendenz-Lehre erſt
genügende Einführung in die Wiſſenſchaft gefunden hat und
zwar nur deshalb, weil der Boden, den die Wiſſenſchaft nun-
mehr bot, genügend vorbereitet war, iſt einer der Erklärungs-
verſuche der Abſtammung der Organismen von einander, einer
der Verſuche, welche die Art und Weiſe klar zu machen ſuchen,
wie die einzelnen Arten der Lebeweſen, die Mannigfaltigkeit
derſelben entſtanden iſt.
Neben dem Darwinismus iſt insbeſondere der Lamarckis-
mus, der älter als der erſtere iſt, in höchſtem Maße beachtens-
wert und hat bei einem Teile der heutigen Naturforſcher unter
dem Namen Neu-Lamarckismus (“Neo-Lamarckismus) ſogar
den Darwinismus verdrängt.
Wie der Darwinismus iſt auch
der Lamarckismus ein Erklärungsverſuch, beide überhaupt die
bedeutendſten Erklärungsverſuche der Abſtammung der Lebe-
weſen.
Wir werden dieſelben daher näher kennen zu lernen
haben und betonen nur vorläufig, daß der Beſtand der De-
ſcendenz-Lehre nach dem Geſagten ganz unabhängig von dem
Beſtand des Darwinismus oder Lamarckismus iſt.
Sollte alſo
einer dieſer beiden oder beide weichen müſſen, und im letzteren
Falle ein dritter Erklärungsverſuch notwendig werden, ſo

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