Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 1/5, 1897

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19814 Menſch beſteht demnach aus verwandeltem, lebendig gewordenen
Urſtoffe.
Da aber das Menſchengeſchlecht viele, viele Jahrtauſende
alt iſt, da zugleich mit dem Menſchengeſchlecht die ganze Tier-
welt auf der Erde lebt, die eben auch körperlich nur ſo entſteht
und ſich erhält und ernährt, wie der Menſch, ſo entſteht die
Frage:
wo kommen all’ die Urſtoffe her, die immerfort ſich ver-
wandeln müſſen, um belebt zu werden?
Werden nicht fort und
fort dieſe Urſtoffe immer weniger, wenn ſie verwandelt werden
zu Pflanzen und verzehrt werden von Tieren und Menſchen,
um ſelber Tier- und Menſchenkörper zu bilden?
Die Antwort auf dieſe Frage haben wir bereits gegeben.
Der Menſchenkörper wird nicht nur durch Nahrung in jedem
Augenblick neu gebildet, neu geſchaffen, ſondern es ſterben in
jedem Augenblick auch einzelne Körperteilchen ab, und die ab-
geſtorbenen gehen wieder zurück zu den Urſtoffen und kehren
zur Muttererde wieder, aus der ſie gekommen.
Nicht nur der tote Menſch giebt der Erde zurück, was ihr
gehört, giebt den Elementen wieder, was die Elemente ihm
gegeben, ſondern weit mehr noch, als der Tote, den man in
den Schoß der Muttererde bettet, zahlt der Lebende dieſe
Schuld zurück.
Der Leib des Menſchen iſt nicht ſein eigen; er iſt ein
Darlehn der Natur, nur für kurze Zeit geliehen, um ſofort
nach abgethanem Dienſt wiederum zurückgenommen zu werden;
und der Menſch, der ſtolze Menſch, er iſt genötigt, fortwährend
dies Darlehn von der Natur anzunehmen und fortwährend ihr
die Schuld abzutragen, bis er mit dem letzten Atemzug das
letzte Darlehn macht und ſterbend den Hinterbliebenen die Pflicht
auferlegt, die letzte Schuld der Erde abzutragen.
Sein eigenes Blut iſt der Bote, der ihm immer neues
Darlehn bringt und als verwandelte Speiſe, als verwandelte
Urſtoffe ihm den Leib ausrüſtet.
Sein eigen Blut iſt

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