Bernstein, Aaron
,
Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 12-16
,
1897
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ſchwächt und alſo deſſen Entſchluß ſchwankend macht. </
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">Der Menſch
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kann jenen Verhältniſſen ſich entziehen, die dem Tiere inſtinkt-
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mäßig geboten ſind. </
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">Der Menſch in gutem und ſchlechtem Sinne
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kann ſich von der Liebe zu den Neugeborenen frei machen, ſich
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der Sorge für ihre Erhaltung entſchlagen. </
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">Der Menſch kann
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ſeinen Geſchlechtstrieb völlig unterdrücken und ein geſchlecht-
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loſes Leben führen. </
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">Das alles ſind Beiſpiele, die niemandem
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fremd ſind und die den Beweis liefern, daß er freier und
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unabhängiger von jenen Gewalten iſt, welche die Natur auf die
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Weſen unter ihm ausübt. </
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">— Iſt das aber ſchon in ſolchen
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Umſtänden der Fall, wo offenbar das Menſchenleben dem der
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Pflanze und des Tieres gleicht, ſo läßt ſich vernünftigerweiſe
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nicht zweifeln, daß in dem geiſtigen Leben des Menſchen ein
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noch höherer Grad der Freiheit des Willens herrſcht.</
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">Obgleich aber dieſe Freiheit des Menſchen über das, was
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wir natürliche Neigungen nennen, nicht zu leugnen iſt, ergiebt
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doch ein Blick auf das ganze Menſchengeſchlecht, daß es von
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dieſen Neigungen wirklich geleitet wird. </
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">— Faſt möchte man
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ſagen, die natürlichen Neigungen der Menſchen ſind in dem
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ganzen Menſchengeſchlecht nicht minder mächtig als die Inſtinkte
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in den Tieren.</
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">Die einzelne Mutter beſitzt eine Freiheit, ſich ihrer Pflicht
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gegen den Säugling zu entziehen; </
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">aber in den Müttern im
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allgemeinen iſt die Neigung zu dieſer Pflichterfüllung ſo groß,
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daß ſie dieſelbe mit Luſt erfüllen. </
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">Nur ausnahmsweiſe Um-
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ſtände und vorangegangene geiſtige Abirrung vermögen eine
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Mutter grauſam oder gleichgültig zu machen gegen ihr Kind.
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">In ſolchem Falle iſt oft die Neigung zur Liebe von andern
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Neigungen verdrängt, die unnatürlicherweiſe die Übermacht
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über die Mutter gewonnen haben. </
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">— In der ganzen Menſchheit
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aber ſind faktiſch weder Umſtände noch Abirrungen ſolcher Art
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möglich, und die Mutterliebe kommt als Naturgeſetz zur vollſten
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Geltung.</
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