Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 6/11, 1897

Table of contents

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[241.] XXVI. Wie ſich das Gehirn beſinnt.
[242.] XXVII. Vom Vergeſſen alter und dem Erzeugen neuer Gedanken.
[243.] XXVIII. Wie man im Gehirn etwas überlegt.
[244.] XXIX. Die Energie.
[245.] XXX. Eigentümlichkeiten der Energie.
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            Erdkruſte jedoch wie die Apfelhaut vergleichweiſe unelaſtiſch iſt,
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            ſo muß auch die letztere Runzeln bekommen: </s>
            <s xml:id="echoid-s2884" xml:space="preserve">Altersrunzeln, die
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            wir kleinen Menſchen als Gebirge bezeichnen.</s>
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            <s xml:id="echoid-s2886" xml:space="preserve">Bei der allmählichen Erd-Abkühlung entſtehen Spaunungen
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            in der ſtarren Erdkruſte, die, wenn ſie ſich endlich auslöſen, als
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            Erdbeben in die Erſcheinung treten, wodurch oft Berge er-
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            ſchüttert, Thäler verſchüttet werden, der flache Boden der Erde
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            tiefe Riſſe erhält, Gewäſſer ihren Lauf ändern, alte Quellen
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            verſiegen und neue entſtehen.</s>
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            <s xml:id="echoid-s2888" xml:space="preserve">In ſtiller Wirkſamkeit iſt die gebirgsbildende Kraft un-
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            unterbrochen thätig, und unbemerkbar für das Menſchenauge
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            und das Gedächtnis eines Menſchengeſchlechts richtet dieſe
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            Kraft neue Berge auf, ſchafft dieſe Kraft neue Inſeln, erhebt
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            dieſe Kraft große Landſtriche, die oft Hunderte von Quadrat-
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            meilen umfaſſen, und ſchafft neue Unebenheiten auf dem Erden-
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            rund, der Thätigkeit der Gewäſſer, die Alles auszugleichen
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            ſtrebt, entgegen wirkend.</s>
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            <s xml:id="echoid-s2890" xml:space="preserve">Bei dieſem Kampf der Abtragung der Geſteine einerſeits
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            namentlich durch das Waſſer und der Bildung von Uneben-
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            heiten infolge der Abkühlung, wechſelt die Erde ihre Geſtalt
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            wie ein Gewand, ein Kampf, der vom Erdenleben Zeugnis
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            giebt, wenn auch das Leben eines Menſchen viel zu kurz iſt,
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            um nur den allerkleinſten Teil des Erdenlebens mit eignem
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            Blicke zu überſchauen.</s>
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            <s xml:id="echoid-s2892" xml:space="preserve">Über die wirklichen Verhältniſſe der Aufrichtungen und
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            Faltenbildungen der Erdkruſte findet man häufig recht falſche
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            Vorſtellungen. </s>
            <s xml:id="echoid-s2893" xml:space="preserve">Die Berge und Gebirge werden für ſteile und
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            plötzlich emporgerichtete Bildungen gehalten, was ſie in Wirk-
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            lichkeit nicht ſind. </s>
            <s xml:id="echoid-s2894" xml:space="preserve">In Wahrheit iſt die Erde hinſichtlich ihrer
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            Hervorhebungen höchſtens einer ſchwach rauhen Kegelkugel zu
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            vergleichen, und könnte die Erde wie eine ſolche Kugel auf
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            einer glatten Ebene gerollt werden, ſo würden die Gebirge
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            keinerlei Hinderniſſe bilden, die den Lauf auch nur </s>
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