Bernstein, Aaron
,
Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 12-16
,
1897
Text
Text Image
Image
XML
Thumbnail overview
Document information
None
Concordance
Notes
Handwritten
Figures
Content
Thumbnails
page
|<
<
(14)
of 896
>
>|
<
echo
version
="
1.0RC
">
<
text
xml:lang
="
de
"
type
="
free
">
<
div
xml:id
="
echoid-div10
"
type
="
section
"
level
="
1
"
n
="
10
">
<
pb
o
="
14
"
file
="
0022
"
n
="
22
"/>
<
p
>
<
s
xml:id
="
echoid-s190
"
xml:space
="
preserve
">Der Menſch teilt mit vielen Tieren die Neigung, ein
<
lb
/>
geſelliges Leben zu führen. </
s
>
<
s
xml:id
="
echoid-s191
"
xml:space
="
preserve
">Bei den Tieren iſt dies Inſtinkt,
<
lb
/>
der keine Abweichung geſtattet. </
s
>
<
s
xml:id
="
echoid-s192
"
xml:space
="
preserve
">Eine Biene, eine Ameiſe kann
<
lb
/>
nicht ein einſames Leben führen, ſie bilden Geſellſchaften und
<
lb
/>
abgeſchloſſene Kolonien, die gemeinſame Zwecke haben. </
s
>
<
s
xml:id
="
echoid-s193
"
xml:space
="
preserve
">Die
<
lb
/>
Geſellſchaft der Menſchen, ja ſogar der Staat der Menſchen
<
lb
/>
hat große Ähnlichkeit damit, und man könnte den Geſelligkeits-
<
lb
/>
trieb der Menſchen hiernach dem Inſtinkt gleichſtellen. </
s
>
<
s
xml:id
="
echoid-s194
"
xml:space
="
preserve
">Aber
<
lb
/>
er iſt doch nicht Inſtinkt, ſondern Neigung. </
s
>
<
s
xml:id
="
echoid-s195
"
xml:space
="
preserve
">— Es giebt
<
lb
/>
Menſchen, die ſich der Neigung der Geſelligkeit entziehen und
<
lb
/>
ſich in einen durch Umſtände oder andere Neigungen hervor-
<
lb
/>
gerufenen Zuſtand der Einſamkeit für das ganze Leben verſetzen.</
s
>
<
s
xml:id
="
echoid-s196
"
xml:space
="
preserve
"/>
</
p
>
<
p
>
<
s
xml:id
="
echoid-s197
"
xml:space
="
preserve
">Wäre das geſellige Beiſammenleben der Menſchen, wäre
<
lb
/>
das Staatsleben ein Ergebnis des Inſtinkts, ſo würden die
<
lb
/>
Menſchen ebenſowenig imſtande ſein, von der Form der Ge-
<
lb
/>
ſellſchaft abzuweichen, wie die Bienen. </
s
>
<
s
xml:id
="
echoid-s198
"
xml:space
="
preserve
">Gleichwohl iſt unver-
<
lb
/>
kennbar etwas in dem Menſchengeſchlecht vorhanden, das es
<
lb
/>
zur Geſelligkeit anhält, ohne dieſer ein unabänderliches Gepräge
<
lb
/>
zu geben und ohne dem Einzelnen ſeine Freiheit, ſich los-
<
lb
/>
zuſagen, zu benehmen. </
s
>
<
s
xml:id
="
echoid-s199
"
xml:space
="
preserve
">Selbſt die Wilden leben unter ſehr
<
lb
/>
verſchiedenen geſellſchaftlichen Formen; </
s
>
<
s
xml:id
="
echoid-s200
"
xml:space
="
preserve
">die Staaten, dieſe
<
lb
/>
größeren Geſellſchaften, ſind von einander ſehr verſchieden.
<
lb
/>
</
s
>
<
s
xml:id
="
echoid-s201
"
xml:space
="
preserve
">Sie entwickeln ſich, bilden ſich aus, nehmen weiteren Umfang,
<
lb
/>
andere Geſtalt, verſchiedene Grundſätze an, und erheben ſich
<
lb
/>
gerade mit der reiferen Geiſtesbildung der Menſchen zu immer
<
lb
/>
freieren Schöpfungen.</
s
>
<
s
xml:id
="
echoid-s202
"
xml:space
="
preserve
"/>
</
p
>
<
p
>
<
s
xml:id
="
echoid-s203
"
xml:space
="
preserve
">Oft beobachtet man in Völkern einen Wandertrieb, der
<
lb
/>
mit dem Wander-Inſtinkt der Tiere eine Ähnlichkeit verrät.
<
lb
/>
</
s
>
<
s
xml:id
="
echoid-s204
"
xml:space
="
preserve
">Ein Zug, dem die Menſchheit im ganzen nicht Widerſtand zu
<
lb
/>
leiſten vermag, treibt ſie über Meere hinweg, zu Wanderungen
<
lb
/>
nach fremden Gebieten und zur Anlage neuer Wohnſtätten,
<
lb
/>
die nicht ſelten mit Entbehrungen vieler gewohnter Zuſtände
<
lb
/>
verknüpft iſt. </
s
>
<
s
xml:id
="
echoid-s205
"
xml:space
="
preserve
">Ja, wer die Menſchengeſchichte beobachtet, </
s
>
</
p
>
</
div
>
</
text
>
</
echo
>