Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 17-21, 1897

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Auch laſſen ſich keine bedeutenden Beiträge von einer Zeit wie
das Mittelalter erwarten, während welcher eine unabhängige
Wiſſenſchaft nicht möglich war, weil auf die Lehrſätze (die
“Dogmen”) der Kirche die größten Rückſichten genommen werden
mußten, wenn man ſich nicht den Verfolgungen derſelben aus-
ſetzen wollte.
Um ſo intereſſanter iſt es daher, daß die Kirche
ſelbſt aus rein theologiſchen Gründen das Bedürfnis fühlte,
deſcendenz-theoretiſche Gedanken zu entwickeln.
Als es ſich
nämlich um die Frage handelte, wie Noah in der Arche ſo
viele Tierformen untergebracht hätte, verſuchte man es, die
Anzahl der urſprünglich, zur Zeit Noahs, vorhanden geweſenen
Arten bedeutend zu vermindern, und man half ſich mit der
Theorie, daß die mannigfaltigen in der Natur vorhandenen
Arten von Hirſchen, Rindern, Schafen u.
ſ. w. nur Abarten
je einer Urform ſeien.
Da dieſe Auffaſſung das Dogma unter-
ſtützte, ſchloſſen ſich die Theologen derſelben an.
Baco
(1561—1626) gab die Möglichkeit der Verwandlung einzelner
Arten in andere zu, und von den übrigen Forſchern hat ſich
Naleigh (1640) für dieſe Meinung erklärt.
Erwähnenswert
iſt es ferner, daß Locke (1632—1704) betont, daß dem Art-
Begriff nichts Wirkliches in der Natur entſpricht;
auch wird
gewöhnlich als Vorgänger Darwins der Franzoſe Maillet
(1735) aufgeführt, der, wenn auch in phantaſtiſcher Weiſe, die
Wandlungsfähigkeit der organiſchen Weſen behauptete.
Der
Polyhiſtor Albrecht v. Haller (1708—1777) hielt ferner weit-
gehende Verwandlungen nicht für unmöglich, da er z.
B. meinte,
daß der Weizen aus einem für den Landwirt läſtigen Unkraut
der Quecke, Päde (Triticum repens), veredelt worden ſei.
Dieſe
Anſicht war übrigens weiter verbreitet und findet ſich auch bei
ſpäteren Forſchern, wie z.
B. bei C. F. Hornſchuh wieder,
der noch 1848 mitteilt, daß durch eine beſtimmte Behandlung
ein Übergang von Hafer in Roggen erzielt werden könnte.

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