Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 17-21, 1897

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            <emph style="bf">XI. Gedanken zur Deſcendenzlehre bei deutſchen</emph>
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            <emph style="bf">Philoſophen und Schriftſtellern.</emph>
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            <s xml:id="echoid-s2600" xml:space="preserve">Weil nicht ſelten deutſche Philoſophen Vorgänger Darwins
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            genannt wurden, ſeien hier um ſo mehr die Darwinſche Ideen
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            berührenden Gedanken derſelben kurz angeführt, als gerade
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              <emph style="sp">uns</emph>
            dieſer Kreis von Denkern am meiſten intereſſieren muß.</s>
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            <s xml:id="echoid-s2602" xml:space="preserve">Wenn auch der erſte bedeutende deutſche Philoſoph nach
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            dem Mittelalter,
              <emph style="sp">Leibniz</emph>
            (1646—1716), nur von einer Ent-
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            wickelung ſeiner Monaden ſpricht und ebenſowenig wie einige
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            weiterhin genannte ſpätere Philoſophen von einem durch
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            Zeugungen bedingten Zuſammenhange der organiſchen Welt
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            irgend etwas ſagt, ſo verdient es dennoch Beachtung, daß er
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            eine Stetigkeit in der Abfolge der Weſen annimmt und des-
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            halb die Vermutung aufſtellt, daß es eine Zwiſchenſtufe zwiſchen
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            Tieren und Pflanzen gebe, weil ſonſt eine Formenleere, ein
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            “vacuum formarum”, wie Leibniz ſich ausdrückt, eine Lücke in
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            der Stufenreihe der Weſen, vorhanden wäre. </s>
            <s xml:id="echoid-s2603" xml:space="preserve">Dieſe Annahme
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            einer durch die Mannigfaltigkeit der Formen der Naturkörper
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            ſich darſtellenden Stufenfolge findet ſich übrigens noch öfters
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            wieder, wie gegen Ende des achtzehnten Jahrhunders bei
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              <emph style="sp">Kielmeyer</emph>
            (1793), welcher meinte, daß die organiſche Welt
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            eine von den Säugetieren an ſtetig abſteigende Reihe bilde.
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            <s xml:id="echoid-s2604" xml:space="preserve">Es ſind dies jedoch nur Ausdrucksweiſen für die Formver-
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            wandtſchaft der Weſen.</s>
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            <s xml:id="echoid-s2606" xml:space="preserve">Auch
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            Zuneigung zum Entwickelungsprinzip
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            (um 1777), zur Lehre vom allmählichen Entſtehen und Werden
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            des in der Welt zur Erſcheinung Kommenden, muß hier hervor-
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            gehoben werden. </s>
            <s xml:id="echoid-s2607" xml:space="preserve">Das Studium der philoſophiſchen Werke
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            dieſes Mannes erhebt bald über allen Zweifel in betreff ſeiner
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            in unſere Unterſuchung einſchlagenden Anſichten. </s>
            <s xml:id="echoid-s2608" xml:space="preserve">Er ſieht in
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            der Welt eine Entwickelung vor ſich gehen: </s>
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