Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 12-16, 1897

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2315 gelangt zu der Einſicht, daß mindeſtens ſeit den Zeiten, die
näher gekannt ſind, dieſe Wanderzüge einen regelmäßigen Gang
nehmen, und zwar von Oſten nach Weſten.
Auch dieſen Zug
könnte man dem Inſtinkt gleichſtellen;
aber er iſt es keines-
wegs.
Es herrſcht auch hier das, was wir Neigung nennen,
die zwar viele, aber nicht alle ergreift und leitet, und zwar
auch dieſe vielen nicht durch einen Zwang, ſondern mit einem
bewußten Streben, das die Freiheit der einzelnen nicht beſchränkt.
So himmelweit verſchieden der Bau eines Hauſes, einer
Hütte, eines Zeltes u.
ſ. w. vom Bau eines Neſtes der Tiere
iſt, ſo kann man dieſe Erſcheinungen doch vergleichsweiſe
nebeneinander ſtellen.
Aber auch hier zeigt ſich der Unterſchied
zwiſchen dem, was das Tier zu thun gezwungen iſt, und dem,
was der Menſch nach freier Überlegung thut, ſo deutlich, daß
wir nicht weiter davon zu ſprechen brauchen.
Dort herrſcht
Zwang und hier Freiheit, aber eine Freiheit, die wiederum
von einer Neigung geleitet wird, der ſich die Menſchenmaſſe
nimmermehr gänzlich entzieht.
So ſehen wir denn die Neigungen in den Menſchen ähnlich
wie die Inſtinkte in den Tieren wirken.
Die Neigungen leiten
die Geſamtheit, ſchreiben ihr Geſetze vor, bilden Regeln aus
und üben eine Gewalt über die Menſchheit, die dieſe faſt
unfreiwillig im ganzen erſcheinen läßt.
Gleichwohl liegt es
in der Natur dieſer Neigungen, daß ſie die Freiheit des
einzelnen nicht benehmen und ihn keineswegs zum Sklaven
einer Naturnotwendigkeit machen, die etwa blind über ihm
waltet.
VI. Die Welt der Neigungen.
Vergleicht man nach dem Geſagten Handlungen, die aus
den Neigungen der Menſchen hervorgehen, mit den

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