Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 12-16, 1897
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23199 hat, ganz ſo hat das herumfahrende, brennende Licht auf die
ganze Nerventapete den Reiz ausgeübt, der nicht ſofort ver-
ſchwindet, und deshalb haben wir einen den ganzen Geſichts-
kreis umfaſſenden Lichtreiz im Auge, welcher den Eindruck
einer lichten, ungeheuren Scheibe vor uns macht, auf welcher
nur die Streifen dunkel erſcheinen, welche im Auge wirklich
unbeleuchtet geblieben ſind.
— Die Lehre, die wir hieraus
entnehmen, iſt eben ſo einfach folgende:
Alles, was einen Reiz
auf die Nerventapete ausübt, ruft eine Lichterſcheinung in uns
hervor, deren Urſache wir außerhalb des Auges zu ſehen meinen,
ſelbſt, wenn ſie dort nicht exiſtiert.
Dies bewirkt es, daß ein
Schlag aufs Auge, der die Nerventapete reizt, den Eindruck
von Flammen macht, welche wir vor dem Auge zu ſehen
glauben, daß elektriſche Reize am Auge als Blitze vor dem-
ſelben erſcheinen, daß Fieberkranke, deren erhöhter Blutumlauf
einen verſtärkten Reiz im Gehirn und im Auge zugleich hervor-
bringt, phantaſtiſche Vorſtellungen bekommen und zugleich
phantaſtiſche Bilder wahrnehmen, die ſie wirklich vor ſich zu
ſehen glauben.
Weitere Verſuche haben gezeigt, daß unweit von dem er-
wähnten gelben Fleck, wo das ſchärfſte Sehen ſtattfindet, eine
Stelle in der Nerventapete iſt, die ganz unempfindlich iſt für
das Licht.
— Es iſt dies die Stelle, wo der Augennerv herein-
tritt in die Augenkugel, um von da aus ſich als Tapete über
die Hinterwand zu verbreiten.
Da an dieſer Stelle die Faſer-
ſchicht vorhanden iſt und nur die weitern Schichten fehlen, ſo
hat man mit Recht hieraus den Schluß gezogen, daß die
Nervenfaſern allein nicht zum Sehen ausreichen, ſondern die
über die Faſerſchicht ausgebreiteten, weiteren Schichten, wie
wir bereits erwähnt haben, die eigentliche Lichtempfindlichkeit
beſitzen.
Man kann ſich durch einen ſehr einfachen Verſuch von der
Exiſtenz dieſer unempfindlichen Stelle im eigenen Auge

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