Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 17-21, 1897

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23448 ſchienenen Syſtem der wirbelloſen Tiere. Weiteres bietet er
1802 in der Schrift “Unterſuchungen über den Bau der
lebenden Körper”, 1809 in der “Philosophie zoologique”
und endlich 1815 in der Einleitung der “Naturgeſchichte der
wirbelloſen Tiere”.
Obwohl nun der ſcharfſinnige Lamarck
hier von einer großen Erfahrung geleitet und gezügelt wurde,
iſt es doch auch ſeiner Abſtammungstheorie nicht beſſer er-
gangen als den anderen von ihm aufgeſtellten Theorien in
Gebieten, die er thatſächlich nicht überſah.
Auch Darwin konnte wie Lamarck dem Drange Hypotheſen
zu machen nie widerſtehen.
Er meinte, daß falſche Anſichten,
wenn ſie durch einige Beweiſe unterſtützt ſeien, wenig Schaden
thäten, da jedermann ein heilſames Vergnügen darin fände,
ihre Irrigkeit nachzuweiſen.
Aber in der Wertſchätzung ſolcher
Hypotheſen unterſchied ſich Darwin weſentlich von Lamarck.
“Während ſich Lamarck” — ſagt Arnold Lang — “für
eine Theorie, die er ſich ausgedacht hatte, raſch und dauernd
begeiſterte, ſobald ſie ihm plauſibel erſchien, diente Darwin die
Hypotheſe zunächſt immer nur als Leitfaden bei weiteren
Unterſuchungen, als heuriſtiſches Prinzip.
” Lamarck war
mit ſeinen Anſichten bald fertig, Darwin brauchte Jahre,
ja Jahrzehnte, um ſie zur Reife zu bringen.
Aus alle-
dem erklärt ſich die Abneigung, welche Darwin der “Philo-
sophie zoologique” Lamarcks gegenüber empfand.
Darwins
Stellung zeigt ſich am beſten in ſeinem eigenen Ausſpruch:

“Ich habe mich beſtändig beſtrebt, meinen Geiſt frei zu er-
halten und jedwede Hypotheſe, ſo ſehr ich ſie auch geliebt
haben mochte, aufzugeben, ſobald nachgewieſen werden kann,
daß ihr Thatſachen widerſprechen.
Ich hatte allerdings keine
andere Wahl, als ſo zu handeln, denn mit Ausnahme der
Korallenriffe kann ich mich keiner zuerſt aufgeſtellten Hypotheſe
erinnern, welche nicht nach einiger Zeit hätte aufgegeben oder
bedeutend modificiert werden müſſen.
Dies hat mich

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