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darauf geführt, dem deductiven Denkverfahren in den Wiſſen-
ſchaften gemiſchten Charakters ſehr zu mißtrauen. ”
ſchaften gemiſchten Charakters ſehr zu mißtrauen. ”
Der franzöſiſche Zoologe H.
de Lacaze-Duthiers be-
tont und auch treffliche andere Gelehrte, z. B. in Deutſchland,
ſind der Meinung, daß ſich die Deſcendenz-Theorie vollſtändig
klar und für den Naturforſcher genügend begründet bei Lamarck
vorfindet, und daß ſein Mißerfolg nur gelegen habe an der
abſtrakten Form, in der Lamarck ſeine Ideen vortrug, an den
zuweilen naiven Begründungen, mit denen er ſeine Lehre unter-
ſtützte, und vor allen Dingen an der ſolchen Fragen gar
nicht geneigten Richtung, in der ſich die damalige
Wiſſenſchaft bewegte.
tont und auch treffliche andere Gelehrte, z. B. in Deutſchland,
ſind der Meinung, daß ſich die Deſcendenz-Theorie vollſtändig
klar und für den Naturforſcher genügend begründet bei Lamarck
vorfindet, und daß ſein Mißerfolg nur gelegen habe an der
abſtrakten Form, in der Lamarck ſeine Ideen vortrug, an den
zuweilen naiven Begründungen, mit denen er ſeine Lehre unter-
ſtützte, und vor allen Dingen an der ſolchen Fragen gar
nicht geneigten Richtung, in der ſich die damalige
Wiſſenſchaft bewegte.
Beinahe gleichzeitig mit Lamarck hat in Deutſchland
Treviranus die gemeinſame Abſtammung der organiſchen
Weſen behauptet und ſpäter (1831) ſeine Anſichten noch genauer
wiederholt. Es geſchah dies nur ein Jahr ſpäter, als jene
berühmte Debatte in der Pariſer Akademie der Wiſſenſchaften
ſich entſpann zwiſchen Cuvier und St.-Hilaire. Letzterer
behauptete die Veränderlichkeit der Art, während Cuvier die
Beſtändigkeit als eine notwendige Bedingung für die beſchrei-
bende Naturgeſchichte aufſtellte. — Bekannt iſt die Teilnahme
Goethes an jenen Erörterungen; ja, er hielt ſie für weit wich-
tiger als die damals in Frankreich ſich abſpielenden, verwickelten
politiſchen Vorgänge, und das letzte Werk des großen Dichters
iſt eine naturwiſſenſchaftliche Abhandlung, die jene Frage be-
ſpricht.
Treviranus die gemeinſame Abſtammung der organiſchen
Weſen behauptet und ſpäter (1831) ſeine Anſichten noch genauer
wiederholt. Es geſchah dies nur ein Jahr ſpäter, als jene
berühmte Debatte in der Pariſer Akademie der Wiſſenſchaften
ſich entſpann zwiſchen Cuvier und St.-Hilaire. Letzterer
behauptete die Veränderlichkeit der Art, während Cuvier die
Beſtändigkeit als eine notwendige Bedingung für die beſchrei-
bende Naturgeſchichte aufſtellte. — Bekannt iſt die Teilnahme
Goethes an jenen Erörterungen; ja, er hielt ſie für weit wich-
tiger als die damals in Frankreich ſich abſpielenden, verwickelten
politiſchen Vorgänge, und das letzte Werk des großen Dichters
iſt eine naturwiſſenſchaftliche Abhandlung, die jene Frage be-
ſpricht.
A.
Bernſtein, Naturw.
Volksbücher XVIII.