Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 17-21, 1897

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24660 Gedanken der gemeinſamen Abſtammung von Gruppen orga-
niſcher Weſen als einen wiſſenſchaftlich gerechtfertigten be-
gründet zu haben.
Er gebrauchte, um ſeiner Theorie Halt zu
geben, ein umfangreiches, geſichtetes Material und deshalb
allerdings die Vorarbeiten der übrigen Naturforſcher.
Er und
Lamarck ſind mit einem Kepler zu vergleichen, der das von
ihm anerkannte Weltenſyſtem auch nur deshalb begründen
konnte, weil er große Vorarbeiter wie Kopernikus und
Tycho Brahe gehabt hat.
Die wichtigſte Arbeit in der Naturwiſſenſchaft beſteht in
der Verbindung eines Gedankens mit Erfahrungsthatſachen,
wodurch der Forſcher erſt berechtigt wird, dieſen hierdurch be-
gründeten Gedanken zum Weiterbau der Wiſſenſchaft zu ge-
brauchen.
— Die Naturwiſſenſchaft kann nur dann eine Theorie
aufnehmen, wenn bisher unerklärte Thatſachen durch dieſelbe
begreiflich werden.
Aber wenn auch allerdings erſt durch die meiſterhafte, rein
naturwiſſenſchaftliche Begründung unſerer Lehre durch Darwin
derſelben Eingang in die Wiſſenſchaft geſtattet worden iſt, ſo
iſt es doch für die Geſchichte von Intereſſe, daß bereits vor
der umſichtigen Begründung der Theorie einerſeits viele Natur-
forſcher zu der Annahme eines gemeinſamen organiſchen Ur-
ſprungs der Lebeweſen geführt wurden, und daß andererſeits,
namentlich in der deutſchen Philoſophie, der Gedanke einer die
ganze Natur umfaſſenden Entwickelung anregend wirken mußte.
Darwin fand alſo den Boden vorbereitet: die Deſcendenz-
lehre hatte nur noch, um eine berechtigte Stellung in der
Naturwiſſenſchaft zu erlangen, einer durch Erfahrungsthat-
ſachen hinreichend geſtützten Begründung bedurft.

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