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XXII. Der Kampf ums Daſein und das
Menſchengeſchlecht.
Menſchengeſchlecht.
Mag Darwin die Wirkung des Kampfes um das Da-
ſein überſchätzt haben oder nicht: daß er ein wichtiger Hebel
der Entwickelung iſt, iſt zweifellos. Wer das nicht ſieht, iſt
blind gegen die ſchlagenden Thatſachen, die uns auf Schritt
und Tritt begegnen. Gerade daß ſie uns immer und überall
entgegentreten, hat uns gegen ihre Erkennung abgeſtumpft und
erklärt ihr Überſehen. Über das Menſchengeſchlecht, das in
enger Beziehung zu den übrigen Lebeweſen ſteht, können wir
nur ſagen, daß es ebenſo wie dieſe den organiſchen und phyſi-
ſchen Geſetzen unterworfen iſt und ſich den Verhältniſſen an-
paſſen muß, wenn es Ausſicht auf Beſtehen und Gedeihen
haben will; daß namentlich auch der Kampf ebenfalls im menſch-
lichen Leben von Einfluß iſt, haben ſchon die Denker Hobbes
(1588—1679) und dieſem folgend Spinoza (1632—1677),
ferner Chr. Thomaſius (1655—1726) und Malthus
(1766—1834) ausgeſprochen. Ja, die Lehre des Letzteren iſt
es geweſen, die durch ihre Einwirkung auf Darwin dieſen
in dem bereits geahnten Zuſammenhange unterſtützte und ihn
zuverſichtlicher und ſchneller zum Ziele führte. — Daß der
Kampf ſowohl für die Entwickelung des ganzen Menſchen-
geſchlechts als auch des einzelnen Menſchen ein bedeutender
Faktor iſt, kann ſelbſt nach oberflächlicher Betrachtung nicht
bezweifelt werden. Dies hat auch der große naturforſchende
Dichter empfunden, indem er Fauſt ſagen läßt:
Ja! Dieſem Sinne bin ich ganz ergeben, ſein überſchätzt haben oder nicht: daß er ein wichtiger Hebel
der Entwickelung iſt, iſt zweifellos. Wer das nicht ſieht, iſt
blind gegen die ſchlagenden Thatſachen, die uns auf Schritt
und Tritt begegnen. Gerade daß ſie uns immer und überall
entgegentreten, hat uns gegen ihre Erkennung abgeſtumpft und
erklärt ihr Überſehen. Über das Menſchengeſchlecht, das in
enger Beziehung zu den übrigen Lebeweſen ſteht, können wir
nur ſagen, daß es ebenſo wie dieſe den organiſchen und phyſi-
ſchen Geſetzen unterworfen iſt und ſich den Verhältniſſen an-
paſſen muß, wenn es Ausſicht auf Beſtehen und Gedeihen
haben will; daß namentlich auch der Kampf ebenfalls im menſch-
lichen Leben von Einfluß iſt, haben ſchon die Denker Hobbes
(1588—1679) und dieſem folgend Spinoza (1632—1677),
ferner Chr. Thomaſius (1655—1726) und Malthus
(1766—1834) ausgeſprochen. Ja, die Lehre des Letzteren iſt
es geweſen, die durch ihre Einwirkung auf Darwin dieſen
in dem bereits geahnten Zuſammenhange unterſtützte und ihn
zuverſichtlicher und ſchneller zum Ziele führte. — Daß der
Kampf ſowohl für die Entwickelung des ganzen Menſchen-
geſchlechts als auch des einzelnen Menſchen ein bedeutender
Faktor iſt, kann ſelbſt nach oberflächlicher Betrachtung nicht
bezweifelt werden. Dies hat auch der große naturforſchende
Dichter empfunden, indem er Fauſt ſagen läßt:
Das iſt der Weisheit letzter Schluß:
Nur Der verdient ſich Freiheit wie das Leben,
Der täglich ſie erobern muß.