Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 12-16, 1897

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248116 von der Gewalt des Sturzbachs, von der Wirkung der ſtürzenden
Lawine, von der Mächtigkeit des Cyklonenſturmes, die alle
das ruhig wirkende Naturleben durchbrechen.
Es erſcheint in
der gewöhnlichen Anſchauung das in Ruhe wirkende Natur-
daſein als kraftlos und nur dasjenige mit Kraft ausgeſtattet
zu ſein, was zerſtörend und vernichtend dem regelrechten Lauf
der Natur entgegenwirkt.
Man darf ſich daher nicht wundern,
wenn die von dichteriſchen Anſchauungen erfüllten alten Völker
gerade in den zerſtörenden Eingriffen der Naturerſcheinungen
eine willkürliche Götterkraft erblickten.
Der oberſte der Götter
mußte ein Donnerer ſein, der den Blitz mit ſeiner Hand herab
auf die Erde ſchleudert.
Der Sturm mußte ein Gott ſein,
der aus der Höhle herausfährt, über Feld und Wald Ver-
nichtung bereitet, der Sturzwellen im Meer auftürmt und die
Schiffe des ohnmächtigen Menſchengeſchlechtes im Zorn
zertrümmert.
— Auf dieſen Vorſtellungen gründete ſich die
Furcht vor den Göttern, welche die Baſis der ſogenannten
Gottesfurcht bildet.
Neben den gefürchteten Göttern, vor deren
Kraft man zitterte;
ſtellte ſich dann auch die Verehrung und
das Anbeten der Götter ein, welche wohlthätig in der Natur
zu wirken ſchienen.
Ein klarer Himmelsdom, von dem die
Wolken verſcheucht waren, das Aufſtrahlen des Mondes und
das Leuchten der Sterne verleiteten zu der Götterverehrung,
durch welche man vermeinte, die Gunſt der himmliſchen Mächte
erringen zu können.
All’ dieſe Mißverſtändniſſe über das Verhältnis des
Menſchen zu der Natur wurden wachgerufen durch die irrige
Vorſtellung über die Macht der Naturkräfte.
So lange man
die Kraft nach dem Maßſtab der zerſtörenden und vernichtenden
Wirkungen abſchätzte, die hin und wieder wie willkürliche Ein-
griffe in den ruhigen Verlauf des Naturdaſeins eintreten, ſo
lange muß die Natur als kraftlos und die Götter als die Re-
präſentanten der Kraft erſcheinen.
Seitdem jedoch an

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