Bernstein, Aaron
,
Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 12-16
,
1897
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Menſchen. </
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">Der Staat iſt nicht ein bloßes Rechenexempel,
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ſondern ein Naturprodukt, dem man ſich nur entziehen kann,
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weil überhaupt die menſchliche Natur nicht gefeſſelt iſt in
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Inſtinkten, ſondern in mehr freieren Neigungen wurzelt.</
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">Die Liebe zur Heimat, zur Geburtsſtätte, zur Vaterſtadt,
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zum Vaterland ſind nicht bloße leere Angewöhnungen und
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ſind ebenſowenig Inſtinkte, die blind walten. </
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">Die Taube hat
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einen mächtigen Inſtinkt zur Stätte ihrer Brütung, und dieſer
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führt ſie heim und lehrt ſie den Weg über meilenweite Strecken
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kennen. </
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">Beim Menſchen iſt dieſer Inſtinkt nicht vorhanden;
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">aber er giebt ſich in der Heimatsliebe als Neigung zu erkennen,
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als Neigung, der man allerdings wiederum Widerſtand leiſten
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und der man ſich durch Willenskraft entziehen kann.</
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">Ja, die Neigung der Menſchen giebt ſich ſogar in der
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Mode kund; </
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">in einer Nachahmungsſucht, in dem Wohlgefallen
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an dem Geſchmack, wenn er einmal von ſehr vielen angenommen
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iſt. </
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">Die Mode iſt eine Neigung; </
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">man kann ſich ihr entziehen,
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wenn man will; </
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preserve
">aber man findet ſich nicht wohl in dem Be-
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ſtreben, eine Ausnahme zu ſein, und verläßt eine längſt ge-
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wohnte Tracht, die man einſt ſehr geſchmackvoll fand, als eine
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Geſchmackloſigkeit, wie man eine zu oft genoſſene Speiſe mit
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einem Gefühl des Widerwillens verläßt.</
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">Die Neigungen ſind nicht unverbrüchliche Inſtinkte und
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nicht leere Willkürlichkeiten, ſondern ſtehen auf einer Stufe der
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Naturnotwendigkeit, die zugleich eine Freiheit des Wollens
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zuläßt. </
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">Es iſt dies ein Zuſtand, welchen unſer Verſtand ſehr
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ſchwierig aufzufaſſen vermag; </
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">aber es iſt ſo, und hiermit muß
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ſich die Naturwiſſenſchaft, die nur aus Thatſachen lernen ſoll,
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begnügen.</
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