Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 6/11, 1897
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26460 den bis ins Meer ragenden Gletſcherenden, wie es heute im
hohen Norden vorkommt.
Die ins Waſſer ſich vorſchiebenden
Eismaſſen brechen ſchließlich ab (“kalben”) und ſchwimmen nach
Süden, um auf dem Wege allmählich zu ſchmelzen und die
eventuell mitgeſchleppten Geſteinsmaſſen ins Meer fallen zu
laſſen.
Erſt 1875 wurde von dem noch lebenden bedeutenden
ſchwediſchen Geologen Otto Torrell gezeigt, daß die Ver-
gletſcherung von Norden bis an die mitteldeutſchen Gebirge
(Harz—Rieſengebirge) gereicht hat, von einer Meeresbedeckung
alſo bei uns zur Zeit, von der wir ſprechen, nicht die Rede
ſein kann, daß wir es vielmehr mit derſelben Erſcheinung zu
thun haben, wie in den Alpen.
In den Gebieten des ewigen Schnees im Hochgebirge fällt
mehr Schnee, als durch Verdunſtung wieder abgegeben wird.
Der ſtarke Druck, den die neu hinzukommenden Maſſen auf die
untenliegenden ausüben und andere Verhältniſſe verwandeln
den Schnee in feſtes Eis, das wie ein Waſſerlauf in einem
Strombett zwar viel langſamer aber fortdauernd und un-
widerſtehlich die Thäler entlang in die Ebene ſich vorſchiebt.

Dieſe Eisſtröme ſind die bekannten Gletſcher (Fig.
27).
Die auf den Rücken des Gletſchers herabfallenden Geſteins-
brocken und der auf ihn gelangende Schutt werden ſo nach ab-
wärts geführt, je nach der Länge des Gletſchers, die durch
Abſchmelzen in wärmeren Regionen bedingt wird, mehr oder
minder fern von der Urſprungsſtelle hinweg, ebenſo wie die
von dem Gletſcher durch den an ſeinem Grunde ausgeübten
Druck fortgeſchobenen, meiſt feinpulverig zerriebenen Unter-
grundmaſſen, deren Abwärtsbeförderung durch das am Grunde
des Gletſchers zu Thal fließende Schmelzwaſſer unterſtützt wird.
Alles vom Gletſcher transportierte Geſtein wird Moränen-
Material genannt;
man ſpricht demgemäß von Ober-Moränen
und von Grund-Moränen, ſowie von End-Moränen,

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