Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 1/5, 1897

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286102 währt auch im Schlafe fort, wo wir nichts davon wiſſen.
Ebenſo iſt es mit der Verdauung, mit der Ernährung und
ſelbſt mit dem Atmen, das wir zwar auf eine kurze Zett
unterdrücken können, weil beim Atmen auch Bewegungsnerven
thätig ſind, die in unſerer Willkür ſtehen, aber doch müſſen
wir atmen ſelbſt wider Willen und ohne Bewußtſein.
Wir ſehen alſo, es giebt auch im menſchlichen Körper
eine Thätigkeit, die nicht vom Willen und Wiſſen des Menſchen
abhängt, und dieſe Thätigkeit iſt gerade eine der notwendigſten
zur Lebenserhaltung, und wer nur einmal mit ernſtlichem Blick
dieſelbe angeſehen hat, wer auch nur einmal die Rolle betrachtet
hat, die das Herz als Pumpe ſpielt, um das Blut im kleinen
Kreislauf durch die Lungen, und im großen durch den ganzen
Körper zu jagen, der wird geſtehen, daß dieſe Thätigkeit eine
höchſt zweckmäßige und kunſtvolle iſt, kunſtvoller als das Gewebe
einer Spinne — und doch geht die Thätigkeit im Menſchen
vor ſich ohne Willen und ohne Wiſſen desſelben.
Freilich iſt ein Unterſchied zwiſchen der Kunſt der Spinne
und der Kunſt des bewegten Menſchenherzens.
Die Spinne
ſpinnt den Saft ihrer Geſpinnſtwarzen mit ihren Füßen, und
die Füße ſind ja Körperteile, die mit Wiſſen und Willen bewegt
werden müſſen.
Und ſetzt daher die Thätigkeit der Spinne
darum in ſolches Erſtaunen, weil ſie dazu Körperteile bewegt,
die ſonſt nur mit Bewußtſein und Willen thätig zu ſein
pflegen.
Aber es wird erklärlicher, wenn man bedenkt, daß nur in
den höheren Tiergattungen das Nervenſyſtem genauer geſondert
iſt, in ein willkürliches und bewußtes und in ein unwillkürliches
und unbewußtes, während bei den niedrigeren Tieren eine
ſolche Sonderung nicht ſtattfindet.
Die einfachſten Tiere be-
ſitzen wie die Pflanzen überhaupt gar kein Nervenſyſtem, haben
aber wie alle Lebeweſen Reizbarkeit.

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