Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 1/5, 1897
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VII. Woher die Wirkung der Wärme auf
die Atome ſtammt.
Nachdem wir nun geſehen haben, daß die Wärme eine ſo
bedeutende Kraft beſitzt, Maſſen auszudehnen, und die Kälte
gewaltig wirkt, um ſie zuſammenzuziehen, müſſen wir dem
Grund dieſer Erſcheinung etwas weiter nachſpüren, um zu
ſehen, ob wir hierdurch auf eine klare Vorſtellung über dieſe
Thatſachen kommen können.
Die Atome einer Maſſe üben, wie wir geſehen haben,
einerſeits eine Anziehung auf einander aus, ſo daß ſie nicht
ohne großen Kraftaufwand von einander losgeriſſen werden
können;
und andererſeits ſtoßen ſie ſich wieder ab, ſo daß man
ſie ohne Kraftaufwand nicht einander näher rücken kann.
Hieraus
geht hervor, daß in jeder Maſſe ein gewiſſes Gleichgewicht
zwiſchen dieſen beiden Kräften obwaltet, und ſo lange dies der
Fall iſt, wird ſich die Maſſe weder ausdehnen noch zuſammen-
ziehen.
Wenn aber die Wärme eine Ausdehnung der Maſſe hervor-
bringt, ſo iſt dies nur dadurch erklärlich, daß ſie die Eigen-
ſchaft hat, die Anziehungskraft der Atome zu ſchwächen und
die Abſtoßungskraft derſelben zu verſtärken.
In der Wärme
dehnen ſich die Maſſen deshalb, weil durch ſie die Anziehungs-
kraft geſchwächt und die Abſtoßung vermehrt wird.
Hierdurch
entfernen ſich die Atome von einander und die Maſſe wird
größer, ausgedehnter.
— Entzieht man aber einem Körper die
Wärme, das heißt, erregt man in ihm Kälte, ſo ſchwächt dies
die Abſtoßungskraft und ſtärkt die Anziehungskraft der Atome,
und deshalb ziehen die Atome ſich ſtärker an und drängen ſich
aneinander, ſo daß die Maſſe ſich zuſammenzieht.
Vielfache Verſuche beweiſen, daß dieſe Erklärung voll-
kommen richtig iſt.
Ja, ſie iſt ſo vollkommen richtig, daß
A. Bernſtein, Raturw. Volksbücher III.

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