Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 6/11, 1897

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326122 wachſenden Urſache herrühren. Dieſe aufzufinden, iſt eine
Herausforderung, der ſich kein Denker und kein Rechner ent-
ziehen mag.
Es giebt nun freilich einige Thatſachen, welche einen An-
halt zur Löſung des Rätſels darbieten.
Wenn der Mond
ſeinen Umlauf beſchleunigt, ſo kann es daher rühren, daß die
Anziehungskraft der Erde ſich verſtärkt hat.
Da dieſe An-
ziehungskraft von der Maſſe der Erde abhängt, ſo wäre dies
gleichbedeutend mit der Vorausſetzung, daß die Erde an Maſſe
zugenommen habe.
Dergleichen iſt aber ſehr wohl denkbar,
ſeitdem man weiß, daß die Meteormaſſen, welche man auf-
findet, aus den Himmelsräumen herſtammen, wo ſie herum-
ſchwärmen, bis ſie in die Atmoſphäre der Erde geraten und,
gehemmt in ihrem Laufe, unter Donner und Flammen auf die
Erde niederſtürzen.
Ein Wachſen der Erdmaſſe iſt demnach
nicht in Abrede zu ſtellen, und hiernach iſt eine verſtärkte An-
ziehungskraft und eine Beſchleunigung des Mondlaufes, als
Folge, nicht zu beſtreiten.
Allein wenn man bedenkt, daß ſelbſt
die allermächtigſten Meteormaſſen, die man aufgefunden hat,
ganz und gar verſchwindend klein ſind gegen die Erdmaſſe,
daß ferner von einem regelmäßigen und fortdauernden Falle
ſolcher mächtigen Meteormaſſen gar nicht die Rede ſein kann,
während die Beſchleunigung des Mondlaufes regelmäßig wächſt
und auf einer dauernd fortwirkenden Urſache beruhen muß, ſo
könnte man dieſer Erklärung des Rätſels keinen wiſſenſchaft-
lichen Wert beimeſſen.
Da trat denn Delaunay im Jahre 1865 mit einer Theorie
auf, durch welche das unlösbare Phänomen der Mondbeſchleu-
nigung auf ein ganz anderes Gebiet der Naturgeſetze hinüber-
getragen wurde.
Nach dieſer ſcharſſinnig erdachten Theorie iſt
die Beſchleunigung des Mondlaufes nicht eine wirkliche That-
ſache, ſondern nur ein bloßer Schein, welchem eine

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