Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 6/11, 1897
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3426 ganz ſo wie im Ofen bei der Bildung von Kohlenſäure Wärme
frei wird.
Dieſe Thatſachen erklären auch manche Erſcheinung, die
ſonſt unerklärlich geweſen iſt.
Woher kommt es, daß wir im
Winter mehr eſſen und fetteres Eſſen vertragen können als im
Sommer?
— Es kommt daher, daß wir im Winter ſchneller
kalt werden, und daher ſtärker atmen müſſen, um uns zu er-
wärmen.
Aber zum ſtärkern Atmen gehört mehr Kohlenſtoff
im Körper, und darum müſſen wir mehr Fett eſſen, als im
Sommer.
Deshalb darf man ſich nicht wundern, wenn in den
ewigen Eisfeldern des Nordens die Menſchen Thran trinken
und ſogar Talglichte mit gutem Appetit verzehren, während in
heißen Ländern jede Fleiſchſpeiſe mäßig und fettes Fleiſch nur
mit Widerſtreben genoſſen wird.
Warum ißt derjenige, der eine ſitzende Lebensart führt,
ſehr wenig?
Weil er beim Sitzen weniger atmet und darum
auch nicht viel Kohlenſtoff verbraucht.
Deshalb aber friert er
auch weit leichter als derjenige, der ſich viel bewegt, alſo auch
kräftiger atmet und folglich auch mehr eſſen muß.
— Atmen
und Eſſen gehört ſo genau zu einander, um den Körper zu
erwärmen, wie Zugluft und Brennmaterial zu einander ge-
hören, um die Erwärmung des Ofens zu unterhalten.
Freilich wird mancher Leſer fragen: wo iſt denn das
Feuer im Körper vorhanden, das im Ofen nötig iſt, um aus
Sauerſtoff und Kohlenſtoff die Kohlenſäure zu bilden.
Zur Antwort auf dieſe Frage müſſen wir jedoch daran
erinnern, daß, wie wir bereits geſagt haben, das Feuer nicht
etwas Beſondres iſt, das außerhalb des chemiſchen Prozeſſes
exiſtiert, ſondern faſt alles Feuer, das wir erzeugen und fort-
pflanzen, iſt nur eine Erſcheinung in dem chemiſchen Prozeſſe,
die aber nicht unbedingt und unter allen Umſtänden dazu ge-
hört.
— Und hier iſt es, wo wir wiederum fortfahren können
in der Erklärung deſſen, was man den chemiſchen Prozeß nennt.

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