Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 6/11, 1897

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345141 ſehen, wo ſie wirklich ſtehen, ſondern ein klein wenig nach der
Seite hin geſchoben, nach welcher hin ſich die Erde bewegt.
Um dieſen Zuſtand möglichſt einfach zu erklären, müſſen
wir uns an ein Beiſpiel halten, das im gewöhnlichen Leben
recht gut denkbar iſt.
Stellen wir uns vor, daß ein mutwilliger Verbrecher eine
Kugel abſchießt auf einen im vollen Zug ihm vorüberfahrenden
Eiſenbahn-Wagen, und daß die Kugel ſtark genug iſt, durch
die beiden Wände des Wagens zu gehen, ſo daß ſie auf der
einen Seite in den Wagen eintritt und zur gegenüberſtehenden
Wand wieder hinausfliegt.
Es läßt ſich denken, daß man, um genau zu wiſſen, wie
es bei dieſer Miſſethat zugegangen iſt, den Wagen oder rich-
tiger die Löcher in beiden Wänden unterſuchen wird, und
wenn dies geſchieht, ſo findet man, daß die Kugel einen ganz
eigentümlichen Lauf durch den Wagen genommen hat.
Nehmen
wir an, der Thäter habe ſein Gewehr ſo gerichtet gehabt, daß
der Schuß genau quer durch den Wagen hätte gehen müſſen,
ſo wird die Unterſuchung ergeben, daß dies durchaus nicht
der Fall iſt.
Die beiden Löcher in den gegenüberſtehenden
Wänden werden nicht ſo gerichtet ſein, daß ſie ſich gegenüber-
ſtehen, ſondern das Loch, das die Kugel beim Eintritt in den
Wagen macht, wird ein wenig nach vorn, das Loch, das die
Kugel beim Austritt aus dem Wagen macht, wird ein wenig
weiter nach hinten liegen.
Wollte man eine Stange durch
beide Löcher ſtecken, ſo würde die Stange nicht, wie man er-
warten ſollte, in gerader Richtung mit den Bänken des Wagens,
ſondern ſie würde ſchräg zu liegen kommen, und jemand, der
dies ſieht, würde behaupten, der Schuß kann unmöglich gerade
gezielt geweſen, ſondern müſſe ſchräg von vorne hergekommen
ſein.
Und doch iſt der Schuß ganz gerade gerichtet geweſen und
die Kugel iſt auch ganz gerade, d.
h. ſenkrecht durch die

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