Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 6/11, 1897

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Ganz aber wie es mit dem Fernrohr der Fall iſt, ganz
ſo iſt es mit dem bloßen Auge der Fall.
Auch unſer Auge iſt
eine Art Fernrohr.
Der Lichtſtrahl eines Sternes, der ge-
ſehen werden ſoll, muß durch die Vorderwand des Auges ein-
treten, um bis zur Netzhaut zu gelangen, woſelbſt der Nerv
ſich ausbreitet, der das Licht empfindet.
Aber ſelbſt zu dieſem
kleinen Stückchen Raum braucht das Licht, das ſo ſchnelle, un-
glaublich ſchnelle Licht eine Zeit, und während dieſer ſo ſehr
unglaublich kleinen Zeit iſt die Erde ein Stück vorwärts ge-
rückt;
der Lichtſtrahl geht alſo auch hier ſchräg, und wir er-
halten den Eindruck desſelben von einer Stelle des Himmels
her, wo in Wahrheit gar kein Stern ſteht! —
Dieſe Erſcheinung nennt man die Aberration oder die Ab-
Irrung des Lichtes, und die Bedeutung dieſer höchſt merk-
würdigen Entdeckung wollen wir nunmehr in Kurzem unſeren
Leſern vorführen.
VII. Wie Bradley die Ab-Irrung des Lichtes
entdeckte.
Schon die Art und Weiſe, wie die Ab-Irrung des Lichtes
entdeckt wurde, iſt ebenſo merkwürdig wie intereſſant.
Wie in vielen Zweigen der Wiſſenſchaft ging es auch
hierbei, daß der Entdecker eigentlich etwas ganz anderes ſuchte
und bei dieſer Gelegenheit auf Erſcheinungen ſtieß, die ihm
als unerklärlich auffielen, und während das Geſuchte nicht ge-
funden werden konnte, gab das Suchen die Veranlaſſung zu
einer neuen, nicht vermuteten Entdeckung.
Bradley, der Entdecker der Aberration des Lichts, wollte
eigentlich die ſchon von allen Aſtronomen vergeblich angeſtellten
Beobachtungen wiederholen, um die Entfernung eines Fixſterns
von der Erde zu erforſchen.
Er wußte freilich, daß dieſe

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