Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 6/11, 1897

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der Menſch, der ſich erhaben dünkt über die Tiere, doch nicht
beſſer daran;
denn alles Leben entwickelt ſich erſt in dem Ei.
Selbſt diejenigen Geſchöpfe, die lebendig zur Welt kommen,
haben im Schoß der Mutter in einem Ei ſich erſt gebildet und
genießen nur den einen Vorzug, in ungelegten Eiern entſtanden
zu ſein.
Viele Muttertiere bringen die Eier zur Welt, und geben
ihnen dann nichts mehr als Zeit und höchſtens Wärme, um
die Entwickelung der Jungen in den Eiern zu befördern;
alle
übrigen Muttertiere aber — und der Menſch macht keine Aus-
nahme — tragen die Jungen in Eihäute gehüllt mit ſich herum,
bis ſie im Mutterleibe lebendig und lebensfähig für die Welt
werden, und entledigen ſich dann ſowohl der Jungen wie auch
der Eihäute, in welchen dieſe gelegen haben.
Vögel, Fiſche, Inſekten u. ſ. w. werden in Eiern gebildet,
die vor ihnen zur Welt kommen;
die andern Tiere, die man
gewöhnlich Säugetiere nennt, bilden ſich in Eihäuten aus, die
nach ihnen aus dem Mutterleibe entfernt werden.
Und wenn
die erſteren Tiere nicht früher ins freie Leben treten, bevor ſie
nicht die Wände ihres Kerkers durchbrochen haben, ſo unter-
ſcheiden ſich die Tiere letzterer Art nur dadurch von ihnen, daß
ſie durch einen doppelten Kerker durchbrechen müſſen, um an die
Luft zu kommen:
die Kerkerwand ihres Eies und die Pforte
des Mutterſchoßes.
“Alles Leben entwickelt ſich aus dem Ei!” Oder — wie
die heutige Naturforſchung genauer ſagt — “Alle lebenden
Weſen ſind in ihrem erſten Stadium nur eine Zelle geweſen,
die man bei den höheren Tieren als Eizelle bezeichnet.
” —
Dies iſt ein Lehrſatz, der zwar alt iſt, der aber in neuerer
Zeit erſt recht durch Forſchungen bewahrheitet worden iſt.
Im Ganzen und Großen hat man zwar ſchon ſeit langer
Zeit gewußt, daß jedes Tier erſt in einem Ei entſteht, welches
im Mutterſchoß des Leben erweckenden Momentes harrt,

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