Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 6/11, 1897

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3593 ſich zu entwickeln und ſpäter in die Welt hinauszutreten. Von
ſelbſt verſtand es ſich alſo, daß kein Tier geſchaffen werden
konnte, ohne Eltern, ohne Mutter mindeſtens, in welcher die
Eier des jungen Tieres entſtehen.
Als jedoch die Infuſorien
entdeckt wurden, als man mit außerordentlichen Vergrößerungs-
gläſern ſah (ſiehe Teil VIII, S.
80), wie eine Unzahl von
Tierchen in einem wenig Waſſer entſteht, welches man auf
faulende Pflanzenreſte gegoſſen:
da glaubte man gefunden zu
haben, daß Tiere auch ohne Eier eines Muttertieres ins Daſein
treten könnten, und man wähnte
74[Figure 74]Fig. 1.
Ein Infuſor in 3 verſchiedenen
Stadien der Teilung.
ſogar hinter das Geheimnis der
erſten Entſtehung der belebten Tier-
welt gekommen zu ſein, von welcher
man annahm, daß ſie aus zer-
fallenen Pflanzenſtoffen hervorge-
krochen ſein könnte.
Hierdurch aber
war der Lehrſatz, daß alles Leben
ſich im Ei entwickele oder ſich doch
ſtets nur in Anknüpfung an bereits
vorhandene Lebeweſen entwickele,
erſchüttert, denn die Infuſorien, ſo behauptete man, entſtänden
ohne Zuthun bereits vorhandener Infuſorien.
So ſchmeichelhaft dieſer Gedanke auch für die Infuſorien
und für die erſten lebenden Weſen auf der Welt und nament-
lich für diejenigen Gelehrten war, die hierdurch ſchon glaubten,
von den Geheimniſſen der erſten Schöpfung den Schleier hin-
weggehoben zu haben, ſo wenig bewährte ſich dies durch die
Beobachtung, da ſich die Infuſorien, indem ſie ſich der Quere
nach teilen und ſo zwei Individuen bilden (Fig.
1), ebenfalls
fortpflanzen.
Bei dieſer Fortpflanzungsart degenerieren die
Individuen jedoch nach und nach, und es wird das gänzliche
Abſterben dadurch verhindert, daß die ſchädlichen, zum Tode
führenden Eigenheiten dadurch wieder ausgeglichen

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