Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 6/11, 1897
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38327 ausrufen würden: was wir hier ſehen, iſt weit eher ein Pan-
toffel als ein Hühnchen.
Darum wollen wir denn auch unſere Leſer auf die Be-
kanntſchaft, die ſie zu machen haben, vorbereiten, und dazu ge-
hört, daß wir uns vor Allem noch einmal das Ei und namentlich
den bereits vorgeführten Keimfleck betrachten, denn gerade hier
in dem Keimfleck, da liegt der Knoten.
Der Keimfleck liegt, wie wir bereits geſagt, mitten auf der
Oberfläche des Dotters und läßt ſich leicht genug an jedem
Ei auffinden, ſobald man den Dotter geſchickt zu drehen weiß,
ohne daß die Haut, die ihn umſchließt, zerreißt.
Wenn man
den Dotter ſo vor ſich hinlegt, daß die beiden kleinen Eiweiß-
klümpchen ſamt den gedrehten Eiweißfäden zu beiden Seiten
des Dotters liegen, ſo findet man, daß der Flecken gleichweit
von ihnen entfernt iſt.
Denkt man ſich den Dotter in ſeiner
Kugelgeſtalt und ſtellt man ſich vor, daß die Eiweißklümpchen,
welche die Hausfrauen fälſchlich “die Augen” nennen, die Pole
dieſer Kugel ſind, ſo liegt der Keimfleck auf einem Punkte des
Äquators dieſer Dotterkugel.
Was aber iſt denn dieſer Keimfleck?
Der Keimfleck zeigt ſich bei genauer Beſichtigung nicht als
ein bloßer Fleck, ſondern als eine kleine, runde Scheibe, ſo groß
wie etwa ein plattgedrücktes Senfkörnchen.
Und dieſe Scheibe
liegt unter der Dotterhaut und ſchimmert durch dieſe hervor.
Da wir nun wiſſen, daß der Keimfleck eigentlich eine Keim-
Scheibe iſt, wollen wir ſie fortan mit dieſem Namen bezeichnen,
und ſo wollen wir denn ſagen:
die Keimſcheibe ruht auf dem
flüſſigen Dotter, und zwar an der Stelle, wo der Kanal hinab-
geht bis zum Mittelpunkt der ganzen Dotterkugel, woſelbſt ſich
eine kleine Höhle befindet, die “Bildungsdotter” enthält, welcher
auch den Kanal erfüllt.
Die Keimſcheibe alſo iſt wie eine Art Deckel über einem
feinen Eingang, der zum Mittelpunkt des Dotters führt.

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