Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 6/11, 1897

Table of Notes

< >
< >
page |< < (45) of 748 > >|
40145 geſchieht, ſo ſtehen ſich die zwei Wälle gegenüber und laſſen
ein langes Thal oder richtiger eine Rinne in ihrer Mitte.
Die Rinne iſt nach der Kopfſeite hin etwas tiefer, indem
hier die Wälle zu beiden Seiten etwas ſchärfere Kanten bilden.
Iſt dies geſchehen, ſo bemerkt man bald, daß ſich die ſcharfen
Kanten der Wälle zu einander neigen, und indem ſie ſich be-
rühren und ſpäter mit einander verwachſen, fangen ſie an, ein
hohles Rohr zu bilden, aus welchem das Gehirn und durch
den Hals und Rücken gehend das Rückenmark wird, von dem
die den ganzen Körper verſorgenden Nerven ausgehen.
Faſt gleichzeitig aber bemerkt man auch, daß zu beiden
Seiten der Rinne und der ſie bildenden Wälle weiße, kleine
Flecke entſtehen, die faſt wie Würfelchen ausſehen.
Dieſe
Würfelchen werden Urſegmente genannt;
ſie gehen aus den
beiden mittleren Keimblättern, genauer dem Teil hervor, aus
dem die Oberſchalenſtücke werden, und entſprechen den Quer-
gliedern der Gliedertiere, wie der Würmer, Krebſe und In-
ſekten, keineswegs alſo, wie man früher glaubte, den Wirbeln.
Auch dieſe Erſcheinung muß alſo als Erinnerung an Verhält-
niſſe bei weit zurückliegenden Vorfahren gedeutet werden, von
welchen eben die genannten Gliedertiere Nachkommen ſind, die
die urſprüngliche Bauart in den Hauptzügen bis heute bewahrt
haben.
Sieht man denn aber nichts vom Kopf des Geſchöpfchens,
der der Sitz des Gehirns werden ſoll?
Die Antwort auf dieſe Frage wird wahrſcheinlich den
Leſern etwas ſonderbar klingen;
aber wir können uns nicht
helfen, ſondern müſſen es nur ſagen, daß alle Forſchungen der
neueſten Zeit den Beweis geliefert haben, daß der Kopf eines
Weſens keineswegs etwas ganz Apartes, beſonders Geſchaffenes
iſt, dem der Körper nur als eine Art Poſtament zugegeben iſt;
es iſt vielmehr der Kopf jedes Tieres nur ein höher aus-
gebildeter Wirbel desſelben.

Text layer

  • Dictionary

Text normalization

  • Original

Search


  • Exact
  • All forms
  • Fulltext index
  • Morphological index