Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 12-16, 1897

Table of Notes

< >
< >
page |< < (135) of 896 > >|
403135 nur damit ſeinem Wohlbehagen und ſeiner Geſundheit ein
leichtes Opfer.
— Auch der Hauswirt fährt dabei nicht ſchlecht
und erhält für ſeine Kapital-Auslage einen Zuſchlag als Zins,
der durchaus beträchtlich iſt.
Er erfüllt, wenn er hierauf ein-
geht, nicht nur eine Pflicht gegen den ärmern Mieter, die er dem
reichen nicht verſagt, ſondern er verbeſſert dadurch ſein Grund-
ſtück;
denn es iſt eine bekannte Thatſache, daß ein Doppel-
fenſter weniger Reparaturen erfordert, als zwei einfache Fenſter.
Ein Doppelfenſter hat nämlich, wenn es gut gebaut iſt,
den für Mieter und Wirt ſehr hoch anzuſchlagenden Vorzug,
daß die Fenſter im Winter nicht zufrieren.
Denn wenn die
Innenfenſter feſt zu ſind, dringt die Feuchtigkeit der Stube
nicht hinaus zu den Außenfenſtern.
Sie belaufen nicht und
frieren alſo nicht zu.
— Schließen hierzu noch die Außenfenſter
gut, ſo bleiben die feuchten Innenfenſter vor zu ſtarker Ab-
kühlung durch die Straßenluft geſchützt und frieren gleichfalls
nicht.
Ein zugefrorenes Fenſter iſt aber für Mieter und Wirt
eine Plage.
Der Mieter verliert nicht nur eine ſtarke Portion
von Stubenwärme während des Frierens, ſondern auch alltäg-
lich während des Auftauens der Fenſter.
Es iſt für den-
jenigen, der nicht die wiſſenſchaftliche Unterſuchung hierüber
kennt, rein unglaublich, was ein einziges gefrorenes Fenſter für
Wärme verſchluckt, wenn es auftaut.
Wer ſich hiervon einen un-
gefähren Begriff machen will, der braucht nur ein Glas mit
Schnee und Eis und ein zweites Glas mit eiskaltem Waſſer
in die Ofenröhre zu ſetzen, und er wird ſehen, daß das eis-
kalte Waſſer brühend heiß geworden iſt, bevor Eis und Schnee
im anderen Glaſe geſchmolzen ſind.
Dies wird ihn belehren,
wie gefrorenes Waſſer, wenn es ſchmilzt, ſo viel Wärme ver-
ſchluckt, daß man damit eine gleiche Maſſe eiskaltes Waſſer
brühend heiß machen kann.
Das Schmelzen der gefrorenen
Fenſter nimmt eine gewaltige Portion Wärme täglich in An-
ſpruch und koſtet den Winter über manchen Thaler an Heizung.

Text layer

  • Dictionary

Text normalization

  • Original

Search


  • Exact
  • All forms
  • Fulltext index
  • Morphological index