Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 6/11, 1897

Table of Notes

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            <s xml:id="echoid-s5256" xml:space="preserve">Bedenkt man nun, daß dies in der verſchloſſenen Ei-
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            Schale geſchieht, wo weder eine Anregung zum Sehen, noch
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            zum Hören, noch zum Denken da iſt — daß alſo nichts geſchieht
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            für den jetzigen Zuſtand des Hühnchens, ſondern für ſeine ihm
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            völlig unbekannte Zukunft auf Erden, wo ihm Gedanken nötig
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            ſein werden, wo es ſein eigenes Kikriki und ſonſt noch Vieles
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            wird zu hören bekommen, und wo es auch was zu ſehen giebt,
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            weil die zwanzig Millionen Meilen weit entfernte Sonne ſo
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            gut iſt, Lichtſtrahlen herabzuſenden, — bedenkt man dies und
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            noch eine ganze Reihe anderer Dinge, die drum und dran
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            hängen, ſo muß man geſtehen, daß bei Betrachtung dieſer ſich
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            bildenden Gedanken-Werkſtätte, dieſes Auges und dieſes Ohrs
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            in einer verſchloſſenen Ei-Schale — dem klügſten Menſchen ſo
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            zu ſagen Hören und Sehen und Denken vergehen kann!</s>
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            <emph style="bf">XVI. Ein Weſen von Kopf und Herz.</emph>
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            <s xml:id="echoid-s5257" xml:space="preserve">“Was aber iſt ein Weſen, und hätte es den vollendetſten
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            Kopf, wenn ihm das Herz fehlt?</s>
            <s xml:id="echoid-s5258" xml:space="preserve">!”</s>
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            <s xml:id="echoid-s5259" xml:space="preserve">So vielleicht ruft eine gefühlvolle Leſerin aus, die es
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            weniger intereſſiert, wie ſich der Kopf des Hühnchens zu bilden
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            anfängt, und ſich größeren Genuß verſpricht, wenn ſie vom
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            Werden des Herzens hört.</s>
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            <s xml:id="echoid-s5261" xml:space="preserve">Nun denn, ſo wollen wir zeigen, wie unſer Weſen ſchon
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            am zweiten Tage ſeines Daſeins auch beherzt wird; </s>
            <s xml:id="echoid-s5262" xml:space="preserve">aber ſagen
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            müſſen wir ſogleich, daß das Herz, das bekanntlich ein kurioſes
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            Ding iſt, auch ganz kurios in ſeinem Entſtehen iſt.</s>
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            <s xml:id="echoid-s5264" xml:space="preserve">Schon der Ort, wo es entſteht, iſt höchſt ſonderbar und
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            abenteuerlich, und es gehört eine beſondere Sorgfalt dazu, um
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            dieſen Ort genau zu bezeichnen.</s>
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            <s xml:id="echoid-s5266" xml:space="preserve">Wir müſſen nämlich nicht vergeſſen, daß unſer </s>
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