Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 6/11, 1897

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Vor allem jedoch haben wir ein Kunſtſtück eigner Art
zu erzählen, was das Hühnchen bereits am dritten Tage ge-
lernt hat.
Ohne Zweifel hat wohl jeder unſerer Leſer ſchon von
Kindesbewegungen im Mutterleibe gehört;
und es iſt auch
wirklich ſo, daß die Geſchöpfchen in ihren Iſolier- und Zellen-
Gefängniſſen doch Luſt zur Regung und Bewegung haben.
Ein Unwohlſein der Mutter, der Genuß einer Speiſe, die
dem Kinde nicht bekommt, veranlaßt dieſes, das ſchwerlich weiß,
wie ihm geſchieht, mit Händen und Füßen dagegen zu pro-
teſtieren, und es erfolgen heftige Kindesbewegungen, die oft
für die Mutter ſchmerzhafter Natur ſind.
Es giebt aber auch Bewegungen dieſer Gefangenen,
die nicht willkürlich und nicht von zufälligen Urſachen her-
rühren, ſondern die für die Entwickelung der werdenden Weſen
notwendig ſind.
Es ſind dies Wendungen oder Drehungen
des ganzen Körpers, durch welche Zwecke eigener Art erreicht
werden.
Ein ſolche Drehung geht im Hühnchen ſchon am
dritten Tage vor ſich und hat zur Folge, daß das wichtigſte
Organ des Leibes, das Herz, die richtige Form erhält und
auch an den richtigen Fleck zu ſitzen kommt.
Es iſt nämlich eine Eigentümlichkeit der Schöpferkraft
lebendiger Weſen, daß ſie ihr Werk nach den Geſetzen eines
gewiſſen Gleichgewichts anordnet.
Alle Leibesteile, die wir
zweifach haben, wie Hände, Füße, Augen, Ohren, Lungen,
Brüſte u.
ſ. w. , ſind zu beiden Seiten des Leibes gleichmäßig
geſtellt;
alle Leibesteile, von denen uns die Natur nur mit
einem Exemplar beſchenkt hat, bringt ſie in der Mitte des
Körpers an, wie Naſe, Mund, Kinn, Nacken, Rücken-
wirbel u.
ſ. w.
Da wir aber nur ein Herz haben, und dies eine Herz
uns oft ſchon genug zu ſchaffen macht, ſo ſollte es eigentlich
in der Mittellinie des Körpers ſeinen Sitz einnehmen;

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