Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 6/11, 1897

Table of Notes

< >
< >
page |< < (79) of 748 > >|
    <echo version="1.0RC">
      <text xml:lang="de" type="free">
        <div xml:id="echoid-div203" type="section" level="1" n="138">
          <p>
            <s xml:id="echoid-s5605" xml:space="preserve">
              <pb o="79" file="435" n="435"/>
            Hühnchen in die Welt hinaus zu begleiten, wollen wir zu
              <lb/>
            ſeinem Abſchied von dem Ei-Leben oder ſeinem Willkommen
              <lb/>
            in dem Erdendaſein noch einen Liebesblick auf ſein Herz werfen,
              <lb/>
            wie es ſich in ſolchen feierlichen Augenblicken gebührt.</s>
            <s xml:id="echoid-s5606" xml:space="preserve"/>
          </p>
        </div>
        <div xml:id="echoid-div204" type="section" level="1" n="139">
          <head xml:id="echoid-head159" xml:space="preserve">
            <emph style="bf">XXIV. Wie das Hühnchen ſich reiſefertig für das</emph>
            <lb/>
            <emph style="bf">Leben macht.</emph>
          </head>
          <p>
            <s xml:id="echoid-s5607" xml:space="preserve">Der Augenblick, in welchem wir Menſchen geboren werden,
              <lb/>
            iſt von ſolcher plötzlichen Umwandlung unſeres innerſten Weſens
              <lb/>
            begleitet, daß man ſich nicht wundern darf, daß wir laut
              <lb/>
            ſchreiend dieſe Welt betreten. </s>
            <s xml:id="echoid-s5608" xml:space="preserve">In dieſer Beziehung hat es das
              <lb/>
            Hühnchen ſchon beſſer, denn die Umwandlung geſchieht nicht
              <lb/>
            ſo plötzlich und macht auch deshalb nicht einen ſo kräftigen
              <lb/>
            Eindruck auf den jungen Weltbürger, obgleich ſie ihrer Natur
              <lb/>
            nach ganz dieſelbe iſt.</s>
            <s xml:id="echoid-s5609" xml:space="preserve"/>
          </p>
          <p>
            <s xml:id="echoid-s5610" xml:space="preserve">So lange nämlich die Lungen vor der Geburt unbenutzt
              <lb/>
            daliegen, ſo lange treibt das Herz kein Blut in dieſelben ein.
              <lb/>
            </s>
            <s xml:id="echoid-s5611" xml:space="preserve">Es führt wohl eine große Ader vom Herzen zur Lunge und
              <lb/>
            von der Lunge wieder zu einer anderen Abteilung des Herzens; </s>
            <s xml:id="echoid-s5612" xml:space="preserve">
              <lb/>
            allein das Blut nimmt vor der Geburt nicht dieſen Umweg,
              <lb/>
            um von einem Teil des Herzens zum andern zu gelangen,
              <lb/>
            ſondern die Natur hat es ihm durch ein offenes Loch, das von
              <lb/>
            dem einen Teil des Herzens zum andern führt, bequemer ge-
              <lb/>
            macht, und es gebraucht dieſe Bequemlichkeit ganz ungeniert. </s>
            <s xml:id="echoid-s5613" xml:space="preserve">
              <lb/>
            Mit der Geburt aber, wo es gilt, die Lunge des jungen Welt-
              <lb/>
            weſens in Thätigkeit zu ſetzen und durch dieſelbe ſeinem Blute
              <lb/>
            den Sauerſtoff der Luft zuzuführen, da muß auch das Herz
              <lb/>
            eine Umwandlung erfahren, und dieſe beſteht eben darin, daß
              <lb/>
            es nicht mehr das Blut durch jenes Loch von einer Herz-
              <lb/>
            Abteilung zur andern treibt, ſondern dasſelbe zwingt, </s>
          </p>
        </div>
      </text>
    </echo>