Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 12-16, 1897

Page concordance

< >
Scan Original
31 23
32 24
33 25
34 26
35 27
36 28
37 29
38 30
39 31
40 32
41 33
42 34
43 35
44 36
45 37
46 38
47 39
48 40
49 41
50 42
51 43
52 44
53 45
54 46
55 47
56 48
57 49
58 50
59 51
60 52
< >
page |< < (36) of 896 > >|
4436 aufrecht erhalten zu können, kann nicht jeder einzelne mit
ſeinen verſchiedenen Neigungen ganz und gar thun, was ihm
beliebt:
da ginge eben das geſellige Leben in die Brüche.
Die moraliſchen Forderungen haben ſich alſo durch das Zu-
ſammenleben entwickelt;
es iſt klar, daß es beſtimmte moraliſche
Geſetze giebt, ohne die ein dauerndes Zuſammenleben ganz
ausgeſchloſſen iſt, und dieſe erſcheinen uns, gefeſtigt durch
lange Vererbung, beſonders unbedingt (kategoriſch) und “ewig”.
XI. Die Kunſt.
In ähnlicher Weiſe, wie wir den Inſtinkt der Ordnung,
der unter geſellig lebenden Tieren herrſcht, in eine freie Neigung
verwandelt ſehen, die im Menſchengeſchlecht als geſellige Moral
auftritt, ebenſo finden wir andere Inſtinkte der Tierwelt als
freie Neigungen ausgebildet bei dem Menſchengeſchlecht.
Viele, ja faſt alle Tiere bringen inſtinktmäßig äußerſt
künſtliche Dinge hervor.
Nicht nur Gewebe einer Spinne, die
Zellenwohnungen der Bienen, die Neſter faſt aller Vögel,
ſondern auch die Höhlen faſt aller Tiere ſind mehr oder
weniger nach einem Plan gebaut, den wir künſtlich nennen.
Man hat daher von einem Kunſttrieb der Tiere geſprochen,
obwohl man im gewöhnlichen Sinne des Wortes unter Kunſt
etwas verſteht, was die Natur nicht herzuſtellen imſtande iſt,
obwohl niemand andererſeits es bezweifelt, daß nicht die Tiere
die Kunſt frei ausüben, ſondern von der Natur zur Ausübung
dieſer Kunſt angehalten ſind.
Wir haben Grund zur Vermutung, daß das, was man
im menſchlichen Sinne und im menſchlichen Thun und Laſſen
Kunſt nennt, aus gleichem Urſprung ſtammt, wie das, was
wir bei den Tieren ſehen;
nur mit dem Unterſchied, daß

Text layer

  • Dictionary

Text normalization

  • Original

Search


  • Exact
  • All forms
  • Fulltext index
  • Morphological index