Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 6/11, 1897

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44387 und erklärt das, was er geſehen hat, für “Mumpitz”, um einen
Berliner Ausdruck zu gebrauchen.
Und dennoch: der Hypnotismus beruht keineswegs auf
Schwindel, vielmehr iſt er auf dem beſten Wege eine Wiſſenſchaft
für ſich zu werden und in die geſamte mediziniſche Wiſſenſchaft
epochemachend einzugreifen.
Wir wollen deshalb verſuchen, im
folgenden einen kurzen Überblick über ſeine Bedeutung, ſeine Er-
ſcheinungen und “Wunder” zu geben und können dabei von vorn-
herein die Verſicherung abgeben, daß wir es hier ganz und gar
nicht mit ſogenannten “übernatürlichen” Dingen zu thun haben,
ſondern daß wir es nur mit einer ſeltſamen, ſtarken Steigerung
allbekannter und alltäglicher Ereigniſſe zu thun haben, wenn-
gleich man ſich noch nicht völlig darüber klar iſt, was für
phyſiologiſche Veränderungen im Körper des Hypnotiſierten
vorgehen, welche den hypnotiſchen Zuſtand bedingen.
Das
Weſen des Hypnotismus beruht auf der ſogenannten “Sug-
geſtion”;
ſehen wir alſo zunächſt einmal zu, was das für ein
Ding iſt!
II. Das Weſen der Suggeſtion.
Unter Suggeſtion im weiteſten Sinne kann man jede Be-
einfluſſung eines Willens durch einen anderen, der ihm ſeine
Gedankenrichtung aufzwingt, verſtehen.
Wenn man dieſe Defi-
nition gelten läßt, ſo übt ſchließlich jedes Wort, das wir hören
oder leſen, eine Suggeſtion auf uns aus, da ja überhaupt der
einzige Zweck, weshalb es geſprochen oder geſchrieben iſt, der iſt,
unſere Gedanken in eine beſtimmte Bahn zu lenken.
Doch da bei
dieſem Vorgang ſtets auch unſer eigener Wille im Spiel iſt, der
ſich dem fremden Einfluß immer mehr oder weniger widerſetzt
oder ihn doch kritiſiert, bevor wir ihn uns vielleicht zu

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