Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 6/11, 1897

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            Ergebenheit des Hypnotiſierten auch in der Beziehung, daß er
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            alle Dinge, deren Exiſtenz ihm eingeredet wird, die aber that-
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            ſächlich gar nicht vorhanden ſind, im Bereich ſeiner Sinne
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            wahrnimmt, und daß er andere Dinge nicht ſo auffaßt, wie
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            ſie ſind, ſondern ſo, wie ſie ihm eingeredet werden. </s>
            <s xml:id="echoid-s5908" xml:space="preserve">Waſſer,
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            das ihm als Wein verabreicht wird, trinkt er als ſolchen, und,
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            wenn er ein Kenner iſt, giebt er ſelbſt Marke und Jahrgang
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            an, ja, wenn er es in größeren Mengen genießt, wird er ſogar
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            berauſcht a.</s>
            <s xml:id="echoid-s5909" xml:space="preserve">; dasſelbe tritt ein, wenn man ihm Tinte oder
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            Eſſig als Wein reicht. </s>
            <s xml:id="echoid-s5910" xml:space="preserve">Umgekehrt kann er alkoholiſche Getränke,
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            die ihm als Waſſer bezeichnet werden, in bedeutenden Quan-
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            titäten vertilgen, ohne irgendwie berauſcht zu werden. </s>
            <s xml:id="echoid-s5911" xml:space="preserve">Auf
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            Befehl verliert er die Sprache, das Gehör, oder er hört nichts
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            anderes, als das, was der Hypnotiſeur ſpricht. </s>
            <s xml:id="echoid-s5912" xml:space="preserve">Wird ihm ein
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            Gegenſtand als Überzieher gereicht, ſo ſucht er ihn anzuziehen;
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            <s xml:id="echoid-s5913" xml:space="preserve">mit einem angeblichen Beſen beginnt er zu fegen; </s>
            <s xml:id="echoid-s5914" xml:space="preserve">glaubt er
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            einen aufgeſpannten Regenſchirm zu erhalten, ſo fröſtelt ihn,
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            als ob er den Regen empfindet; </s>
            <s xml:id="echoid-s5915" xml:space="preserve">wird ihm ſuggeriert, er ſei in
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            einem Blumengarten, ſo bückt er ſich, als ob er Blumen
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            ſammelt, und ſetzt ſich dann hin und macht Bewegungen, als
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            ob er ſie zu einem Kranz oder Strauß zuſammenbinde. </s>
            <s xml:id="echoid-s5916" xml:space="preserve">Steht
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            er aufrecht und es wird ihm geſagt, daß ein Erdbeben ſtatt-
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            fände, ſo greift er mit den Händen nach irgend einem feſten
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            Gegenſtande, um ſich feſtzuhalten, wenn ihm dann aber be-
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            fohlen wird, er ſolle ſich auf den Boden niederſetzen, ohne daß
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            ihm vorher geſagt wird, er ſolle die Hände loslaſſen, ſo macht
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            er dieſe nicht frei, und infolgedeſſen iſt es ihm unmöglich, den
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            neuen Befehl auszuführen. </s>
            <s xml:id="echoid-s5917" xml:space="preserve">Dieſe letztere Beobachtung iſt be-
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            ſonders intereſſant, denn dadurch wird bewieſen, daß der
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            Hypnotiſierte ſtets nur das Nächſtliegende begreift, nur augen-
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            blicklichen Anregungen zugängig iſt, daß er ſich ſeines eiguen
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            jeweiligen Zuſtandes überhaupt nicht bewußt iſt und, ſich ſelbſt
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            überlaſſen, einem lebloſen Weſen vollſtändig gleichen </s>
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